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Schicksal-geschwängert

KULTURVEREINIGUNG / MONTE-CARLO PHILHARMONIKER / YAMADA

18/10/18 Drei Abende und zwei Salzburg-Debüts: das Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo unter seinem derzeitigen Chefdirigenten Kazuki Yamada im Großen Festspielhaus. Der Geiger Vadim Repin spielte an dem Ort schon zwei Mal bei den Festspielen, aber das ist auch schon wieder lange her.

Von Horst Reischenböck

Die „Zugabe“ stand am Programmanfang. Der Este Arvo Pärt musste sich ob seiner dodekaphonischen Anfänge vonden damaligen UdSSR-Musik-„Sachverständigen“ Formalismus vorwerfen lassen. Er verstummte vorerst und entdeckte durch Studium mittelalterlicher Musik für sich, „dass es ausreicht, wenn nur eine einzige Note schön gespielt wird. Diese eine Note, oder eine Pause, oder ein Moment der Stille, tröstet mich.“

Auch die Hörer von „Fratres“, von Vadim Repin zart auf seiner Geige angestimmt, durften sich getröstet fühlen. „Fratres“ wurde ursprünglich vom Ensemble für Alte Musik Hortus Musicus ausprobiert, Gidon und Elena Kremer machten dann bei den Salzburger Festspielen mit der Fassung für Violine und Klavier Pärts Namen international bekannt. 1991/92 arrangierte er dasselbe Material für Solovioline, Streicher und Klanghölzer plus Basstrommel. In der Großbesetzung mit dem nahezu vollen Streicherchor der monegassischen Gäste entfaltete Repin behutsam die zu innerer Meditation anregenden Steigerungswellen, um in nachdenklich bedenkenswert eben Stille zu führen.

Genauso introvertiert und unbegleitet in Erinnerung an eine russische Volksweise stieg Vadim Repin im Anschluss daran ins Violinkonzert Nr. 2 in g-Moll op. 63 von Sergej Prokofjew ein, um danach virtuos die mitunter sowohl differenziert wie rücksichtslosen Anforderungen des Soloparts im Kopfsatz zu gestalten. Es ist das letzte Werk Prokofjews vor seiner aus heutiger Sicht unverständlich und für ihn unerquicklichen Rückkehr in seine Heimat als noch komponierender „Weltbürger“ in Frankreich, Russland und Asserbeidschan. Im Unterschied zu Pärt ist er den damals durchaus noch „schmutzig“ anmutenden Dissonanzen nicht aus dem Weg gegangen.

Die von Prokofjew angepeilte „neue Einfachheit“, die verständlich „ohne ins Hausbackene oder Triviale“ abgleiten soll, spiegelt besonders die Kantilene des Andante inmitten wider. Das tänzerisch groteske Finale mit seinen an Spanien gemahnenden Kastagnetten erinnert wiederum daran, dass unmittelbar danach das Ballett „Romeo und Julia“ entstand. Vadim Repin akzentuierte kraftvoll die rhythmischen Turbulenzen und wurde spontan mit Beifallstürmen bedankt.

Die Paarung Prokofjew mit Pjotr Iljitsch Tschaikowksi ist derzeit bei den Kulturtagen gefragt. So bot im russisch gefärbten Genre nach der Pause das Seelengemälde der f-Moll-Sinfonie Nr. 4 op. 36 ideale Gelegenheit, um durch dessen meisterhaft differenzierte Instrumentierung das Können aller einzelnen Gruppen im Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo ins Rampenlicht zu rücken.

Angefangen mit der prachtvoll vom Hörnerquartett intonierten Schicksals-Fanfare, durch Trompeten, Posaunen und Tuba glanzvoll gesteigert. Subtil führte dann der Solo-Fagottist in die melancholische Klage der Streicher. Kazuki Yamadas leidenschaftlich beschwörender Taktstock wusste ihnen duftig zarteste Pianissimi zu entlocken. Die Holzbläser, angefangen beim Oboisten, verströmten sich tonschön in der Canzone, um danach schwungvoll die berühmten Streicherpizzikati zu konterkarieren. Dem Schluss-Satz, in dem im Eifer des Gefechts die Klarinettistin einmal vorpreschte, gestattete Yamada zusätzlich verstärkende Ritardandi und fegte zuletzt wie ein tanzender Derwisch in die aufgipfelnde Stretta hinein. Beeindruckend, hin- und mitreißend!

Heute Donnerstag (18.10.) wird dieselbe Werkfolge wiederholt, am Freitag (19.10.) spielt Vadim Repin nach Arvo Pärts „Tabula rasa – Ludus“ das g-Moll-Violinkonzert von Max Bruch, darauf folgt die „Zweite“ von Brahms – www.kulturvereinigung.com
Bilder: Kulturvereinigung / Gela Magrelidze (1); www.kazukiyamada.com / Marco Borggreve (1)

 

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