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„Von Liebe singen“

SOLITÄR / URAUFFÜHRUNG

29/05/18 Herbert Grassls neuer Liederzyklus „Von Liebe singen“ erlebte am Freitag (25.5.) im Solitär seine Uraufführung. Das gut einstündige Werk für Altsolo, fünfköpfiges Vokalensemble und sieben Instrumente verknüpft Texte von Rainer Maria Rilke mit solchen von Francesco Petrarca. Musik, die neu ist – und dennoch voll berührender Schönheit.

Von Paul Kornbeck

Wie eine Ouvertüre erklingen, nun in neuer Instrumentierung, zu Beginn jene drei Rilke-Lieder, die schon im Konzert der Aspekte 2018 zum 70. Geburtstag des Komponisten zu hören waren. Wenn die Erinnerung nicht täuscht, ist der fein gesponnene Klangzauber, welcher die wundersam lyrisch und doch absolut textverständlich singende Altistin Bernadette Furch umgibt, noch nuancenreicher geworden. Die bilderreiche Sprache des Dichters, die Grassl wortbetont, aber gleichzeitig mit innigen Gesangslinien in Töne gesetzt hat, erhält durch die diffizile Begleitung starke Wirkung.

Hier sei gleich das Ensemble Chromoson gelobt. Mit Geige, Cello, Flöte, Horn, Trompete, Harfe und dem reich besetzten, aber bezwingend kammermusikalisch eingesetzten Schlagzeug schafft es zwingende Atmosphäre. Dirigent Kai Röhrig sorgt nicht nur für Perfektion, sondern auch diffizile und flexible Gestaltung im Wechselspiel von Sing- und Instrumentalstimmen. Das Vokalensemble der Hofhaymer-Gesellschaft ist wieder einmal eine erste Adresse für Musik, die das Neue zum Klingen bringt, ohne das Alte zu verleugnen.

Denn in den fünf Sonetten Petrarcas findet Herbert Grassl, wohl einer der besten und originellsten Vokalkomponisten unserer Zeit, zu einer exquisiten Mischung aus zeitgenössischen Techniken und liebevollen Anklängen an Renaissance-Madrigale. Ja, liebevollen, denn es geht ja um die Liebe, es geht um große Gefühle, die zeitlos sind, in ihrem Jubel und in ihrer Trauer, ihrer Melancholie und ihrer Emphase. Und da darf durchaus angemerkt werden, dass im Gespinst feiner Klänge, in den herb-zarten Melodien und pointierten Rhythmen dieser Meister-Partitur ein romantisches Leuchten liegt. Denn Romantik schließt weder Dissonanz noch Geräusch aus, schon gar nicht leise Ironie, sondern beschreibt eine Emotion, die zum Menschen gehört wie die Sonne zur Natur.

Zwischen den Sonetten gibt es luzide perkussive Intermezzi, betitelt „Von Liebe reden…“ - Klangrede im besten Sinn, eindrucksvoll erzählt vom famosen Schlagzeuger und einmal auch Paukisten Philipp Lamprecht. Man blickt gleichsam durch einen Spiegel der Moderne in die Renaissance und träumt mit dem einsamen Poeten Petrarca in südfranzösischem Licht von seiner unerreichbaren Geliebten. Und wandert von „Alma felice“ über emotionale Landschaften mit „klagenden Vögeln“ in eine mystische „Aura“ mit herrlichen Cellokantilenen über „Passa la nave“ – das sind dramatischere Gefilde mit Paukenwirbel – in einen Himmel „schöner Augen“, in dem das Madrigal sich mit dem Tänzerischen glückhaft vereint.

Um Wiederholung und baldige CD-Aufnahme wird dringend gebeten.

Bild: Universität Mozarteum

 

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