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Dunklere Töne

KULTURVEREINIGUNG / HELSINKI PHILHARMONIC

24/05/18 Gendergerechtigkeit spricht sich unterdessen bis zu den Dirigentenpulten durch. Seit 2016 steht Susanna Mälkki dem Helsinki Philharmonic Orchestra vor. Dessen Bandbreite an Können demonstrierte sie Mittwoch (23. 5.) im Großen Festspielhaus. Cellosolist in den Kulturvereinigungskonzerten dieser Tage ist Truls Mørk.

Von Horst Reischenböck

Im Gepäck kein national gefärbtes Programm: An Jean Sibelius erinnerte nur die Zugabe mit verschwenderisch ausgekosteten Streicherklängen seines berühmten Valse triste, der Nr. 1 aus der Bühnenmusik zum Schauspiel „Kuolema“ seines Schwagers Armas Järnefelt.

Franz Liszt ließ sich angeblich durch eine etruskische Vase zu seinem „Orpheus“ inspirieren. Später hat er dieses Stück zu einer sinfonischen Dichtung überarbeitet. Für Salzburg brachte der Auftakt des Helsinki Philharmonic Orchestra damit eine Novität, mit der allerdings nicht spontan offene Türen einzurennen waren. Das für Liszt-Verhältnisse eher zurückhaltende Werk ist, dem Orpheus-Thema entsprechend, intim und lyrisch, nur einmal wird kurz eine dynamische Steigerung angepeilt. Es geht viel mehr um subtile Klangvaleurs, die Susanna Mälkkis beschwörende Hände aus dem Orchester zauberten.

Auf andere Weise introvertiert gibt sich das späte e-Moll-Cellokonzert op.85 von Sir Edward Elgar. Anderswo, aber nicht in unseren Breitengraden, rechnet es neben jenen von Robert Schumann und Antonin Dvořák (unter dem Elgar übrigens als Orchestergeiger tätig war) zu den Fixpunkten romantischer Literatur. Der Engländer beschrieb es selbst als „a man's attitude to life“, gleichsam Summe seines Lebens, in dem nun die Sonne untergeht. Mit vornehmlich pessimistischer Attitüde, bei der der Solist schon Beginn an sequenzierend nach einer Melodie in der Grundtonart nachzuspüren hat. Dem darin vornehmlich spröden Duktus, mit Ausnahme des 2. Satzes großer virtuoser Geste eigentlich abhold, widmete sich Truls Mørk hingebungsvoll an seinem venezianischen Motagnana-Cello, in perfekter Übereinstimmung mit der Dirigentin Susanna Mälkki, die ihre Musik-Karriere übrigens auch als Cellistin begann.

Das Hauptwerk des Abends, Béla Bartóks Konzert für Orchester Sz 116, führte die Stimmung nach der Pause nahtlos in einem Geist weiter. Schon im düster-dunklen Einstieg, über den sich zart in perfektem Pianissimo das Flimmern der Violinen verbreitete, um dann doch zu kraftvoller Attitüde anzuschwellen. An diesem Aufschwung hatten vor allem das Horn-Quartett, Trompeten sowie Posaunen samt Tuba gehörigen Anteil. Die feine Ironie der anschließenden „Präsentation der Paare“ mit ihrem Konzertieren innerhalb des Orchesters nutzten die exzellent timbrierten Holzbläser zu brillant ausmusizierten Dialogen. Von den vollends düsteren Gedanken der Elegie und über das nachfolgend kurze, grotesk „unterbrochene Zwischenspiel“ hinweg trieb Mälkki die Finnen förmlich ins Finale hinein. Es war trotz des wirkungsvoll ausgereizten Aufschwung am Ende überzeugend im auch Nachsinnen ob der innewohnenden tragischen Töne.

Heute Donnerstag (24.5.) stehen auf dem Programm des Helsinki Philharmonic Orchestra Eino Poppens „Altbau“ und die Rosenkavalier-Suite von Richard Strauss, am Freitag (25.5.) Gustav Mahlers „Neunte“. Truls Mørk wird zu beiden Terminen Dmitri Schostakowitschs Cellokonzert Nr. 1 in Es-Dur op. 107 spielen – www.kulturvereinigung.com
Bilder: Kulturvereinigung / Chris Lee (1); Johs Boe (1)

 

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