Voll Schwung und Elan
MOZARTEUM / IBERACADEMY / GONZÁLES-MONJAS
21/03/18 Seit geraumer Zeit unterstützt die Stiftung Mozarteum Nachwuchsförderung in Lateinamerika. Welch positive Ergebnisse sich daraus ergeben, bewies das Orchester der Academia Filarmónica Iberoamericana unter Mitbegründer und Leiter Roberto Gonzáles-Monjas.
Von Horst Reischenböck
Es berührt einfach von vornherein positiv, wenn, wie Dienstagabend (20. 3.) das Podium im Großen Saal des Mozarteums randvoll von jungen Musikern beiderlei Geschlechts besetzt ist. Im wahrsten Sinn des Wortes „angetrieben“ durch einen 30jährigen: Der Spanische Geiger Roberto Gonzáles-Monjas überraschte vorerst einmal insofern, indem er die Ballettmusik zu Mozarts „Idomeneo“ KV 367 nicht dirigierte, vielmehr von erhöhter Sitzposition aus auch als Konzertmeister das groß besetzte Orchester anführte.
Eine leidenschaftlich durchpulste erste Viertelstunde, lustvoll und voller Überschwang von südlichem Temperament angetrieben. Vielleicht war's im Forte-Bereich aber doch eine Spur zu knallig. Bei ihrem Debüt konnten die Gäste mit der Akustik des Saales noch wenig vertraut sein.
Ein Eindruck, der sich unmittelbar danach besserte, als Gonzáles-Monjas zum Taktstock griff. Da galt es nun, die junge Ägypterin Fatma Said zu unterstützen. Sie wird in der Mozartwoche 2019 die Tharsis im T.H.A.M.O.S.-Projekt verkörpern. In drei Opernarien – „Vedrai carino“ von Zerlina aus dem „Don Giovanni“, Paminas tieftrauriges „Ach ich fühl's“ und das Rondo der Mademoiselle Silberklang aus dem „Schauspieldirektor“ – stellte sie die Bandbreite ihres schlank geführten Soprans vor. Von der Atemtechnik her wirkte sie nicht immer sattelfest, Wort-verständlich und lyrisch anschmiegsam eigentlich nur in der „Zauberflöte“ (die Pamina hat sie schon an der Scala gesungen).
Beethovens „Eroica“! Die trieb Roberto Gonzáles-Monjas voran, spielte als Anführer der 1. Violinen wieder auswendig mit und erhob sich gelegentlich nur, um einzelne Gruppen besonders anzufeuern, die – wie die Holzbläser in ihren Soli ausgezeichnet trainiert – mit Herzblut und in perfektem Zusammenspiel auf ihre Mitstreiter reagierten. Das eröffnende Allegro con brio trieb solcherart unwiderstehlicher Sog durch die ohnedies stürmische Metronom-Vorgaben des Komponisten. Nach der retardierenden, nichts weniger aufrüttelnd gestalteten Besinnung durch den Marcia funebre danach explodierte das Hörner-Trio förmlich im Scherzo. Nachdrücklich und vehement setzte dem das in allen Details differenziert ausgespielte Finale einen bekrönenden Schlusspunkt. Solcher Elan könnte etlichen Berufsformationen Vorbild sein!
Als Zugabe ein Mitbringsel aus der kolumbianischen Heimat, ein „Pueblito Viejo“ betitelter Walzer, eine zärtliche Bezeichnung für „Altes Dorf“. Man freute sich auf ein Wiederhören.