Feinsinniger Klangzauber
KULTURVEREINIGUNG / UNGARISCHE STAATSPHILHARMONIE / LELEUX
18/01/18 François Leleux ließ bei der Salzburger Kulturvereinigung das Oboenkonzert von Mozart hören und setzte als Dirigent mit der Ungarischen Staatsphilharmonie feinen Klangschliff bei Franz Liszts „Les Préludes“ und Franz Schuberts Vierter Symphonie.
Von Elisabeth Aumiller
Der Franzose François Leleux wird gerne als französischer Klangmagier bezeichnet und in der Tat lässt er seine Oboe zum magischen Zauberstab werden, wenn er mit brillant glitzernden Läufen, silbrig schimmernden Tontropfen und empfindsamen Kantilenen die Zuhörer in seinen Bann zieht. Auch bei rasanter Agilität bleibt jede Note präzise geformt. Mit lange ausgehaltenen Tönen am Ende einer Phrase demonstriert Leleux seine fabelhafte Atemtechnik. Was für ein außerordentlicher Musiker er ist, erweist sich vor allem auch in seiner wunderbaren Phrasierungskunst, mit der er musikalische Bögen so sensibel wie markant auslotet.
So also wurde das Oboenkonzert KV314 zum Klangjuwel. 1777, vor seiner großen Reise nach Paris, hat Mozart es für den Salzburger Oboisten Giuseppe Ferlendis geschrieben. In Paris hat er es dann aus gegebenem Anlass zum Flötenkonzert umfunktioniert. Bravourös fordert der Komponist die Oboe in den Allegrosätzen, während der Adagio-Mittelsatz elegische Melancholie in feinstem Tongeflecht ausstrahlt, von Leleux empfindsam singend gestaltet. Das Thema im Finale ist ein Vorläufer zur Arie der Blonden (Entführung). „Welche Wonne, welche Lust“ verbreitete Leleux im gesamten Konzert und als Zugabe setzte er noch ein lustvolles Schmankerl drauf und ließ seine Oboe „Der Hölle Rache“, die Arie der Königin der Nacht, mit brillanter Staccato-Koloratur, blitzsauberen Triolen, auch grenzwertigem hohem F und mit forschem Ausdruck singen. Ein exzellenter Spaß.
Die Sinfonische Dichtung „Les Préludes“ hatte Franz Liszt zuerst für Männerchor konzipiert. In der sinfonischen Ausweitung schildert der Komponist Stimmungen eines Helden auf wechselnden Pfaden. Inspiriert dazu sollen ihn die „Méditations poétiques“ des Dichters Alphonse de Lamartine haben. Als Dirigent bringt Leleux französische Eleganz in Liszts leitmotivische Romantik. Die hauchzarte Unisono-Einleitung der Streicher schwingt sich rasch auf zum machtvollen Klingen. Im Wechsel entfalten sich innige Melodien, stürmisch aufbrausende Orchesterfülle, lieblich Zartes wie auch Kämpferisches mit machtvollem Trompeten- und Hörnergeschmetter. Das Orchester glänzt mit schönen Soli der Bläser, zeigt sich als flexibler Klangkörper, von Leleux mit sprühender Energie geführt. Auch die Forte bleiben maßvoll, geschliffen und transparent.
Schuberts Vierte Sinfonie c-Moll D 417 hat später den Zusatz „Tragische“ bekommen. Gewiss lässt die c-Moll-Tonart typische Schubert-Melancholie anklingen, vor allem das ruhige Andante ist geprägt von Verinnerlichung. Aber insgesamt zeichnet sich eher eine heiter unbeschwerte Gangart ab. Die Vierte wird von manchen noch zu den „Frühwerken“ gezählt, Schubert befand sich demnach erst auf dem Weg zur großen Sinfonik und eigenständiger Aussage. Wie auch immer die Musikwissenschaft das befinden mag, Leleux hebt mit Charme, Ernsthaftigkeit und rhythmischer Finesse einen Schatz. Für die liedhafte Romantik nimmt er das Orchester bis zum zarten Schweben zurück und im Gegenzug erfüllen die Musiker den Vollklang mit kraftvollem Feuer, aber auch mit Eleganz und kantabler Melodik. Leleux versteht es, das Orchester auf Nuancen einzuschwören. Als Zugabe berührte die „Rosamunde“ als feines und sensibles Tongespinst.