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Überwältigend!

MOZARTEUMORCHESTER / KARL-HEINZ STEFFENS

15/01/18 Auf den Karten stand noch Jeffrey Tate als Dirigent zu lesen. Sein unerwarteter Tod bot Karl-Heinz Steffens Gelegenheit, in der dritten Sonntagsmatinee (14.1.) zusammen mit dem Mozarteumorchester Anton Bruckners „Achte“ zu einem Erlebnis sonder Klasse werden zu lassen.

Von Horst Reischenböck

Das Große Festspielhaus ist für Karl-Heinz Steffen, derzeit Chef der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, kein unbekanntes Terrain: Er kennt es bestens aus seiner Zeit als erster Klarinettist der Berliner Philharmoniker. Sein Dirigenten-Debüt geriet ihm am Sonntag (14. 1.) zum Triumph - bejubelt vom Publikum und auch vom Orchester spontan akklamiert.

Anton Bruckners letzte vollendete Sinfonie c-Moll WAB 108 stellt nicht geringe Anforderungen - sowohl an Interpreten wie an die Hörer. Ein gigantischer Brocken – von Konzept und Dimension, aber von den geforderten instrumentalen Mitteln her. Bruckner sollte diese Besetzung in der Folge nie mehr benutzen.

Dem Mozarteumorchester eignet gegenüber der Sinfonik des großen Romantikers eine langjährige Affinität und Vertrautheit, die auf seine früheren Chefdirigenten Hubert Soudant, Hans Graf und Ivor Bolton zurückzuführen ist. Das zeitigt eine durchaus nicht geringe Erwartungshaltung. Doch alle ohnehin hoch geschraubten Erwartungen wurden durch diese Aufführung noch weit weit übertroffen.

Ein drittes Mal hatte sich Bruckner mit der „Achten“ der Tonart c-Moll zugewandt und trachtete, wie bei schon bei den Vorgängern und im Kontrast zu den anderen Sinfonien, für das Hauptthema des Kopfsatzes Dreiklänge zu vermeiden. So führte Karl-Heinz Steffen nach dem tonartlich unbestimmt chromatisch aufflackernden Eröffnungsmotiv sofort in innere Trostlosigkeit hinein - unterstützt durch Klarinettist Ferdinand Steiner und der später in leiseste Register abdriftenden Oboe von Isabella Unterer.

Den ersten Ausbruch des Todesthemas mit seiner bereits wuchtigen Entladung trieb der Gast mit beschwörendem Taktstock in die nachfolgend aufflackernd großformatigen Bögen kämpferischer Auseinandersetzung. Jene Auseinandersetzung, die nach katastrophenhaft bedrohlich vom Blech heraus geschmetterten Rhythmen zuletzt in einzigartig berührende Klage ausläuft: Eine immer wieder einmalige Wirkung Bruckners revidierter Zweitversion, die auf dem Programm stand. Diese sei, laut Josef Schalk, von Bruckners Schüler angeregt worden: „Der erste Satz schließt nunmehr nach unser aller Wunsch pianissimo.“

Im Scherzo ließ Steffen danach den vom Komponisten angesprochenen „Deutschen Michel“ behutsam vom Horn anstoßen und gemächlich ins Land hinein träumen: vollmundig von den satt getönten Violinen getragen, angeführt durch Konzertmeister Markus Tomasi, und von den Posaunen konterkariert. Die Streicherschar führte im Anschluss daran in das herrlich weit ausschweifend meditativ beschwörend musizierte Adagio ein. Geadelt durch prächtig intonierende Hörner und Wagnertuben und von Beckenschlägen beim Aufbrechen des Firmaments bekrönt.

Vom jagend pulsierenden Einstieg ins Reiterthema des Finales an trieb Karl-Heinz Steffen dann die ihm willig verschworene Gemeinschaft auf dem Podium bis in die Ausweglosigkeit des „Todtenmarschs“ hinein. Dieser forderte den Paukisten Andreas Aigmüller zu größtem körperlichen Einsatz. Die finale Wucht dieser überwältigenden Aufführung wurde nach Bernhard Krabatschs hingetupften Flötentönen mit letztem bekrönendem Kraftakt grandios verklärt.

Bild: Tonhalle Düsselfdorf/Susanne Diesner

 

 

 

 

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