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Vom Ausweglosen in der Musik

DIALOGE / MOZARTEUMORCHESTER / BACHCHOR

04/12/17 Zweifacher Ersatz für den erkrankten Dirigenten Pablo-Heras Casado: Johannes Kalitzke und Salzburg-Debütant Elias Grandy teilten sich als Einspringer für die Stiftung Mozarteum zum Abschluss ihrer diesjährigen Dialoge die Konfrontation von Miroslav Srnka mit Wolfgang Amadé Mozart.

Von Horst Reischenböck

In einem Interview sprach Miroslav Srnka über Mozart als „Meister des Einfachsten“. Seiner Aussage, „dass sich so wenige zeitgenössische Komponisten mit ihm wirklich auseinandersetzen“, wäre allerdings durchaus und nachweisbar zu widersprechen. Zumindest in seinem zweiten für den Beginn am Sonntagabend (3.12.) ausgewählten Werk verfolgte Srnka zwar nicht die Konfrontation, setzte sich jedoch genauso wie Mozart in seinem Requiem gedanklich mit dem Tod auseinander.

Der unüblichen Sitzposition der Instrumentalisten wegen wurden im Parkett im Großen Saal des Mozarteums die ersten Sitzreihen entfernt. Zunächst thronte Cellist Marcus Pouget aus dem Mozarteum zentral inmitten, um sich nach mehreren ungeplanten Beleuchtungseffekten solistisch in Srnkas meditativen „Simple Space“ zu versenken. Ein großes Rezitativ, das von Flageolett-Tönen ausgehend bis in ruppig harsch am Steg zu spielende Klänge führt, lediglich von einem aus Olivier Messiaens „Vingt régards sur l'enfant-Jésus“ geborgten Akkord für „harmonisches Instrument“ akzentuiert. Das war in dem Fallnbicht ein Klavier,sondern eine Harfe.

Es traf sich gut, dass Johannes Kalitzke bereits am Donnerstag das Dialoge-Eröffnungskonzert geleitet hatte. Nun trat er für „Les Adieux“ vor das Mozarteumorchester in Kammerformation, jedoch stereophon zu beiden Seiten durch Schlagwerk verstärkt vor dem Podium aufgestellt. Angeregt durch die Beschäftigung mit des Landsmann Antonín Dvořák „Stabat Mater“, in dem der Tod von dessen Kindern Niederschlag fand, umschreibt Miroslav Srnka einen instrumentalen Abschied. Den treibt Miroslav Srnka wirkungsvoll bis in wütend emotionale Ausbrüche.

Das Festival Dialoge endet immer mit Mozarts Requiem KV 626, diesmal erklang es zwei Abende vor seinem Todestag (morgen Dienstag, 5.12.). Nikolaus Harnoncourt hat Franz Xaver Süßmayr eher unzulänglich fertig komponierte Gestalt vehement verteidigt. In Harnoncourts Fußstapfen fühlte sich der junge Elias Grandi hörbar wohl. Grandi, Gewinner des Siebenten Sir Georg Solti Dirigentenwettbewerbs, ist derzeit GMD in Heidelberg. Die Streicher des Mozarteumorchesters folgten willig seiner Anweisung zu vibratolosem Musizieren, und dahinter kitzelte Grandi im Introitus wohltönend schmelzend weich die bestens disponierten Holzbläser heraus. Danach forderte er dramatisch forsch und zügig das „Erbarmen“, prächtig intoniert von den durchschlagskräftigen 45 Vokalisten des Salzburger Bachchors, die sich vor dem Orgelprospekt in absoluter Topform präsentierten. Auf die „Königin der Instrumente“ im Saal verzichtete man, stattdessen saß Michaela Aigner links außen an einem Tasteninstrument, das in hinteren Reihen unhörbar blieb.

Im Solistenquartett orgelte Matthias Winckhlers seinen Bass fundiert und ausdrucksstark durch das „Tuba mirum“, präzisierte genauso das „Quarens me“, einhellig unterstützt vom lyrischen Tenor Peter Sonn. Ausgewogen im Ensemble Michaela Selinger (Alt) und Mari Eriksmoen, die ihren Sopran nach dem „Te decet“ in der Wiederholung der Melodie zur Bitte um „Lux aeterna“ erneut lieblich strahlen ließ. So wurde letztendlich doch Erschütterung hörbar, bis dahin triumphierte in dieser Wiedergabe – entsprechend der ersten Zeile des Programmhefts – anstelle von Erlösung mitleidlos der „Rex tremendæ“. In ihrer Konsequenz eine eindrucksvoll gestaltete Aufführung.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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