Großes aus der Neuen und der alten Welt
PHILHARMONIE SALZBURG / BERNSTEIN UND BRUCKNER
09/11/17 Bruckners „Siebente“ im Großen, aber dafür eigentlich zu kleinen Saal des Mozarteums? Zuvor Bernstein.Das war am Mittwoch (8.11.) ein schönes Experiment von Elisabeth Fuchs und der Philharmonie Salzburg.
Von Reinhard Kriechbaum
Vielleicht war es eine Art der Ohren-Hygiene, dass man die „Symphonic Danses“ aus Bernsteins „West Side Story“ vorausschickte. Die klingen ja, wenn sie ein europäisches Orchester spielt, doppelt wuchtig, weil sich abendländischer Bläserklang halt doch sehr unterscheidet von der schneidigen Geschmeidigkeit, mit dem Bläserkollegen jenseits des Atlantiks glänzen. Aber: Rhythmisch federnd, immer auch gleichsam intern gesprächsbereit zwischen den Pulten, hat die Philharmonie Salzburg in diesem Abo-Konzert vorgeführt, wie farbig diese Musik im Detail ist. Selbst der berühmte Mambo, bei dem das Publikum auch mal drein zu rufen eingeladen war, hält ja so manche interessant instrumentierte Klangfläche bereit. Und wenn die aus dem Musical destillierte Suite auch lyrisch und sentimental endet: Grundsätzlich wurden mal die Ohren abgehärtet.
Was für Chancen bieten sich für eine Bruckner-Wiedergabe zwischen vergleichsweise engen Mauern? Es kommt viel weniger auf die große Linie an (die im Festspielhaus dann auch berufeneren Bruckner-Exegeten nicht selten unter den Händen zerrinnt). Im Großen Saal des Mozarteums ist man als Hörer nah dran und kann wie in einer Werkstattsituation beobachten, aus welchen Bausteinen das übergroße Gebäude zusammengebaut wird. Wie musikantisch Elisabeth Fuchs mit den einzelnen Gruppen ran geht, wie sich die ständig wiederholenden Streicherfloskeln steigernd übereinanderlegen und verdichten, so dass auf dieser Unterlage aus Sand und Schotter dann die Granitblöcke des schweren Blechs, der Wagner-Tuben oder der vier Hörner sicher positioniert werden können: Das sind allemal lohnende Eindrücke.
Der Prüfstein ist natürlich das Adagio, der intensive Trauergesang in Sachen Wagner, in dem Gelehrte darüber diskutieren, ob nach der finalen Steigerung der Beckenschlag hingehört. Vielleicht ist er dem Komponisten von einem wohlmeinenden Ratgeber ja auch nur eingeredet worden. Wenn man diese ultimative Steigerung so hinkriegt wie diesmal Elisabeth Fuchs und die Ihren, dann ist es überhaupt keine Frage: Er muss kommen, gerade an dieser Stelle. Und die Spannung war dann nicht zu Ende, wurde in den weiteren Takten dieses Adagio gut weitergetragen und zum Ausklingen gebracht.
Alles in allem eine „Siebente“, die man vorzeigen konnte. Den reichlichen Beifall leitete die Dirigentin an die Stimmführer und Bläsergruppen weiter. Sie haben ihn verdient.