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Mundgeblasene spanische Klangblüten

WIENER SAAL / AZAHAR ENSEMBLE

18/10/17 Schon der Name Azahar mutet ungewöhnlich an und macht neugierig. Das spanische Bläserquintett, das am Dienstag (17.10.) bei der Stiftung im Wiener Saal debütierte, hat sich nach der aus dem Arabischen stammenden Bezeichnung für aromatisch duftende weiße Blüten des Orangenbaums genannt.

Von Elisabeth Aumiller

Golden reifen bereits die klingenden Früchte aus diesen Blüten heran. Die Klangpalette der fünf Bläser ist breitflächig, im Zusammenspiel inspirieren sie sich gegenseitig und jeder Einzelne zeigt sich als glänzender Virtuose auf seinem Instrument.

Das Atahar Ensemble hat sich 2010 aus Mitgliedern des Nationalen Jugendorchesters von Spanien gegründet, wurde seither bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet und war Sieger beim ARD-Wettbewerb 2014. Das Quintett h-Moll für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott op.99/5 von Antonin Reicha sei das erste Stück gewesen, das sie einstudiert haben, deshalb liege es ihnen besonders am Herzen, verriet die Oboistin Maria Alba Carmona Tobella. Im feierlich ruhigen Einsatz brachte jeder sein Instrument zum Leuchten und im Verlauf steigerten sich die Themensequenzen zur vielfältigen Ausdrucksskala von tänzerisch, melodiös lieblich über spannend und vorwärtsdrängend bis zu chromatischen und modulationsreichen Varianten. Die Bläser servierten das muntere Stück elegant, eingängig flott und mit technischer Bravour.

Der aus Prag stammende Antonin Reicha verlegte sein musikalisches Wirken nach Bonn, Wien und schließlich Paris, wo er ab 1818 als Professor zum wegbereitenden Lehrer zahlreicher bedeutender französischer Komponisten wurde. Die 24 Bläserquintette zählen zu seinen stärksten Werken.

Eine Besonderheit in dem Konzert im Wiener Saal waren Joaquín Turinas „Mujeres espanolas“ op 73. Aus Turinas Klavierstücken hat der Enkel des Komponisten, der auch Leiter des Spanischen Jugendorchesters ist, Bearbeitungen für das Azahar Ensemble geschaffen, die demnächst auf CD eingespielt werden. Südspanische Folklore klingt an, Tanzrhythmen, eine Mischung aus Tonmalerei zur Charakterisierung spanischer Frauen und impressionistischen Farben. Ein farbiges Stück, auf die Möglichkeiten der Bläser zugeschnitten. Den Glanz der Instrumente wussten die fünf Spanier zur Wirkung zu bringen.

Das Quintett des Dänen Carl Nielsen schloss einen Kreis zu Mozarts Fantasie f-Moll für eine Orgelwalze KV 608. Die Bearbeitung hatte das Quintett als „Aufwärmnummer“ hören lassen. Nielsen war ein großer Mozart-Verehrer und seine Musik orientiert sich auch an der Wiener Klassik, untermischt mit Farben nordischer Volksweisen. Schlichte Linien münden in raffinierte Variationen und enden mit einem ruhigen Choral. Die Fagottistin Maria José García Zamora, Solofagottistin der Komischen Oper Berlin, eröffnete das Werk mit dunkler Tönung, agil geläufig, wunderschön. Fantastisch und einschmeichelnd das Horn. Antonio Lagares Abeal zeigte sich als Meister der melodiösen Tongebung mit makellosem Ansatz, voller Legato-Lyrik und Harmonie im Zusammenspiel, auch wenn er im Laufe des Abends wenige Male gestopftes Quäken produzieren musste. Der Klarinettist Miquel Ramos Salvadó spielte klang- und schwungvoll zum Tänzchen auf und die fabelhafte Oboistin, Mitglied der Philharmonia Zürich, vertauschte zum feierlichen Präludium des dritten Satzes die Oboe mit dem eleganten Englischhorn. Der Flötist Frederic Sánchez Munoz setzte ein Meer an funkelnden Glanzlichtern dazu.

Bild: dpk / Elisabeth Aumiller

 

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