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Erlesene Klangkultur

STIFTUNG / QUATUOR MODIGLIANI, SABINE MEYER

04/10/17 Wenn Klang einen Geruch hätte, könnte er an diesem Abend des Quatuor Modigliani im Mozarteum als der feine Duft exquisiten französischen Parfums definiert werden.

Von Elisabeth Aumiller

Eine Duftnote, die bei Mozarts C-Dur Quartett KV 465 zunächst noch etwas rätselhaft war, sich dann beim A-Dur-Quartett von Robert Schumann zunehmend intensivierte und ihr Bouquet entfaltete, um schließlich mit der Zutat von Sabine Meyers wunderbarem Klarinettenton beim Quintett op.115 von Johannes Brahms den Zuhörer unwiderstehlich betörend einzuhüllen. Der nicht exakt einzuordnende Begriff „schön“ ist hier aber die genau passende Definition für das Spiel der Modigliani-Musiker: Schönheit in der Klangqualität, im Zusammenspiel, in dem, was Musik ausdrücken und vermitteln soll. Schönheit auch in der mühelos erscheinenden lichten Klarheit der Melodieführung ohne aufgesetzte Drücker oder interpretatorisch herausfordernde Extras.

Mozarts sogenanntes Dissonanzen-Quartett formten die Streicher eher „konsonant“, brachten die sanglichen Linien zu zart schimmerndem Glanz ohne die stellenweise enthaltenen Reibungen, die heute sowieso nicht mehr als solche empfunden werden, hervorzuheben. Das ergab einen „Einklang“, ein Gesamtes, die vier Instrumente wie aus einer Hand.

Auch beim Schumann-Quartett, in dem die Farbpalette romantisch emotional angelegt ist, was dem Eigenklang von Violinen, Viola und Cello differenzierte Aufgaben zuteilt. Aber auch da zeigten die Modiglianis eine Homogenität, die dem Werk eine eigene Note verlieh, eine spezifische Klangcharakteristik, die Schumanns Opus auf besondere Weise aufblühen ließ. Die kompositorische Vielfalt wurde mit Eleganz aufgefächert, ob kantable Lyrik, rhythmische Wechsel, komplexe Akkordik, tänzerische Bewegtheit oder Stimmungsschwankungen von melancholisch bis lustvoll fröhlich. Das nahm den Zuhörer gefangen auf träumerische Weise.

Nach der Pause integrierte sich Sabine Meyer ins Ensemble für das Klarinettenquintett h-Moll von Brahms. Meyer brillierte mit erlesener Tonqualität auf langen Atembögen, mit Vituosität ebenso wie mit empfindsamer lyrischer Kantilene. Auch sie zeigte sich als Meisterin im Zusammenklingen mit den Streichern. Gewiss setzte die Klarinette besondere Glanzlichter drauf, oder auch eine warme Basis in ihren satten tiefen Tönen, blieb aber dennoch Teil des Gesamtklangs, der sich auch hier wieder als eine bestechende Einheit formierte. Zauberisch fügten sich die Themen ineinander, waren mal klingende Streicheleinheiten, dann wieder rhythmische prägnante Animation von großem Reiz. Geradezu balsamisch wirkte das singende Adagio in innig-empfindsamem Fließen. Klar schälten die Musiker die ungarische Couleur heraus, in schlichten Linien ebenso wie im tanzenden Presto, „non assai, ma con sentimento“. Das war überzeugend gebracht, beeindruckte im Klanggefüge wie im Ausdruck. Sabine Meyer und das Quatuor Modigliani machten mit der Eleganz und Einfühlsamkeit ihres Spiels das ohnehin beliebte Werk zum Highlight des Programms in einem nachhaltig eindrucksvollen Kammermusikabend.

Bilder: dpk / Elisabeth Aumiller

 

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