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Wie eine geöffnete Champagnerflasche

MOZARTEUMORCHESTER / RICCARDO MINASI

22/09/17 „Die Begegnung mit dem Mozarteumorchester und mir war ein wahrhaftiger Blitzstrahl“ bekannte der aus Rom stammende Riccardo Minasi bei seinem Debütkonzert im Vorjahr. Eine Serie von pulsierenden Leuchtblitzen durchzog auch das Konzert zum Saisonauftakt.

Von Elisabeth Aumiller

Eine ungewöhnliche Programmfolge unterstrich im ersten Donnerstagskonzert (21.9.) die stilistische Bandbreite des neuen Chefdirigenten des Mozarteumorchesters. Feurige Energie, wie zu erwarten: Minasi liebt zügige Tempi und wirkt als hellwaches Energiebündel mit profunder Werkkenntnis. Mit seiner aus- und einladenden Gestik scheint er seine Aufmerksamkeit auf jeden einzelnen Musiker zu verteilen und ist dem Orchester Ansporn und Motivation für ein intensives Miteinander.

Mit der sieghaft aufrauschenden Festouvertüre op.96 von Dmitri Schostakowitsch ließ Minasi die Sektkorken knallen und entzündete die Begeisterung des Publikums. Nicht nur die üppige Blechbesetzung, auch die pfeifenden Pikkoloflötentöne im Verein mit den übrigen Holzbläsern und viele andere Details verführten zum Schwelgen und Auskosten der klanglichen Herausforderung. Minasi und das Orchester ließen diesen Konzerteinstieg ganz im Sinne eines Kritikers der Uraufführung aufleben als das „brillante, vor Temperament nur so sprudelnde Stück mit seiner lebhaften Energie, überschäumend wie eine geöffnete Champagnerflasche“.

Gegensätzliche Stimmung dann bei Joseph Haydns erstem Te Deum C-Dur für Soli, Chor und Orchester. Mit klanglicher Anmut sang der Bachchor, ebenso die Solisten Kim-Lilian Strebel, Dara Savinova, Barry Banks und Fulvio Martini. Als eine Art „Hochzeitskantate“ für ein fürstliches Brautpaar stahlt Haydns Jugendwerk eine fröhliche Religiosität aus, luftig, festlich, ohne Schwere.

Ebenfalls ein Jugendwerk und eine Brautgabe ist Igor Strawinskys Orchesterfantasie op. 4 „Feu d'artifice“. Als prachtvolles Feuerwerk ließ Minasi auch dieses Vier-Minuten-Stück abbrennen, überzeugend wieder in seiner energiegespeisten Klangentfaltung, die nichts an instrumentalem Farbenrausch zurückhält. Mit der Kürze dieses Opus hat Strawinsky wohl den Gegenbeweis geliefert zu seiner Ansicht: „Zu viele Musikstücke enden zu lange nach ihrem Ende.“

Romantik war angesagt mit Franz Liszts „Les Preludes“ in einem schillernden Wechsel zwischen zarter Poesie, Nachdenklichkeit, Leidenschaft und dramatischer Klangfülle. Die Klangcharakteristik und Leitmotivik dieser Komposition verweist auf Liszts Affinität zu Richard Wagner. Die Stimmungsbilder zeichnen eine programmatische Vorgabe des am Dichter Alphonse Lamartine orientierten „Helden“. Geheimnisvoll die Einleitung, die sich dann zu dichtem Klingen aufschwang, während Minasi im Mittelteil melodische Innigkeit ruhig fließen ließ. Stürmische und marschartige Rhythmen trumpften auf und die solistischen Passagen der Bläser ragten heraus, etwa die einschmeichelnde Hornmelodie und im Verein die Fanfaren der Hörner und Trompeten, von der Pauke mächtig angereichert.

Nach der Pause wieder ganz andere Töne und Tönungen beim Magnificat von Carl Philipp Emanuel Bach. Der Bachchor und die Solisten brillierten mit strahlendem Stimmeinsatz in dem anspruchsvollen Chorsatz und Solistenquartett. Das Orchester mischte exzellent korrespondierend mit. Zwischen Barock und Klassik ist des Bachsohns eigenständige Klangsprache angesiedelt, bei der Schlussfuge noch an Vater Johann Sebastian orientiert. Ein Gotteslob, vielfarbig, andachtsvoll und gleichzeitig brillant im Klang. – Ein Konzert, das bei aller Differenzierung insgesamt im spannendem Pulsieren auf prächtige Klangentfaltung, orchestralen und vokalen Glanz setzte.

Riccardo Minasi ist auch Dirigent der ersten Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters am 8. Oktober um 11 Uhr im Großen Festspielhaus – www.mozarteumorchester.at
Bild: dpk-Elisabeth Aumiller

 

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