Play it again!
STIFTUNG MOZARTEUM / AFTER WORK / THOMAS ENHCO, VASSILÉNA SERAFIMOVA
20/09/17 „After work“ heißt die neue Konzertreihe der Stiftung Mozarteum im Wiener Saal um Halbsieben. Sie startete am 19. September mit „open doors“ im Buffet eine Stunde davor, nach einer sehr guten Stunde Musik lockte noch ein „Get-Together“ und in der Werbung hieß es „Kein Dresscode - come as you are.“ Nun ja. Die Musik hat gewonnen.
VON GOTTFRIED FRANZ KASPAREK
Der Schreiber dieser Zeilen hat das Vergnügen, amerikanische Studierende zu unterrichten. Die jungen Leute lieben es, wenn ein Laden noch Geschäft heißt und nicht Shop und pflegen über den Englisch-Wahn hierzulande bestenfalls „amused“ zu sein. Und der des Englischen kundige Mozart würde sich dennoch am „after“ delektieren. Doch nun zum Wesentlichen.
Man kann also eine halbe Stunde früher ins Büffet als bei einem „normalen“ Konzert. Das Publikum, beim „pre-openeing“ mehrheitlich in üblicher Konzertkleidung, bestand großteils aus Altstadt-Kaufleuten, die man offenbar eingeladen hatte. Vielleicht kommen die Damen und Herren ja nächstes Mal selber „after work“, wenn es die Ladenöffnungszeiten erlauben. Der Saal ward wie üblich geöffnet. Zu zwei Drittel als Kaffeehaus mit Tischen und Sesseln eingerichtet, zu einem Drittel als Stehcafe. Was dazu führte, dass ein reger Transport von Sitzgelegenheiten aus dem Büffet stattfand und der bestuhlt gebliebene Rang sehr beliebt war. Wer den ganzen Tag im Geschäft steht, sitzt halt am Abend lieber. Doch alles in allem herrschte eine gewisse, freilich sehr noble Bar-Atmosphäre.
Und dann kamen die bulgarische Marimba-Spielerin Vassiléna Serafimova und der französische Pianist Thomas Enhco, beide noch jung und auch in fröhlichem Englisch mit Witz und Charme moderierend. Und machten 75 Minuten lang erfrischend Musik. Natürlich gab es nette und geschmackvolle Arrangements, zum Beispiel einer Bach-Violinsonate, des Mozart-Konzerts für zwei Klaviere, der Pavane von Fauré. Beide sind Allround-Musiker von der Klassik bis zum Pop, voll Esprit und guter Laune. Beide sind wahre Virtuosen und vollkommen natürlich dabei.
Thomas Enhco, aus der musischen Familie des legendären Pianisten Robert Casadesus, komponiert auch. Musik zum Träumen „at the best“. Irgendwo zwischen Salon und Kino perlen die Töne genussvoll und sehr französisch dahin, schildern mit Hingabe einen aufgehenden Mond oder so und erfreuen das arbeitsmüde Gemüt. Wenn aber Vassiléna Serafimova bei eigenen Arrangements so richtig loslegt, dabei den verträumten Mann am Piano mitreißt, wenn glühende Rhythmen aus Bulgarien oder Mazedonien pralle Lebenslust und Energie verbreiten, dann kann man gar nicht genug davon haben. Denn das ist „Weltmusik“, wie sie sein soll, vital, geerdet, zum Himmel jauchzend. Die Spielerin tanzt gleichsam mit ihren Schlegeln, ihr Partner an den Tasten, und das Leben ist schön.
Da sich der freiberufliche Autor eigentlich gerade „between the work“ befand, verzichtete er auf „Get-Together“ und schritt beseligt durch den Regen nach Hause, dabei das Finalstück vor den drei tollen Zugaben summend, Astor Piazzollas herrlichen „Grand Tango“. Bitte weitermachen – „play it again“!