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Ein Dirigentenleben

SAMMLUNG KARL BÖHM / UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK

05/08/17 „Ich bitte Euch obwohl ich schon 2 mal im Theater war mich noch einmal gehen zu lassen. Nämlich es wird Zauberflöte von W. A. Mozart aufgeführt.“ Das schrieb der elfjährige Karl Böhm im Jahr 1906 in Graz auf einer „Correspondenz-Karte“ an seine Eltern in Monaco. – Er durfte noch öfter gehen und hat Mozart später selber dirigiert.

Von Heidemarie Klabacher

„Die Sammlung war noch keine 24 bei uns im Haus, da hatten schon drei namhafte Musikwissenschaftler für ihre Forschungen größtes Interesse daran bekundet “, erzählt Ursula Schachl-Raber im Gespräch mit DrehPunktKultur. An den Regalen in der Bibliotheksaula vor den kalbsledernen Buchrücken hängen Zeichnungen, Gemälde und gerahmte Fotografien: Porträts des Dirigenten aus mehreren Lebensepochen.

Sein Frack steht im Zentrum. Wie dieser künftighin aufbewahrt werden soll, darüber werde man mit den Festspielen reden. „Und auch das Derra de Morroda-Tanzarchiv der Universität hat Kostüme im Fundus und weiß wie man mit so etwas umgeht.“

Vor hundert Jahren, am 20. Oktober 1917, dirigierte Karl Böhm in seiner Geburtsstadt Graz seine erste Oper: „Der Trompeter von Säkkingen“ von Victor E. Nessler. Den Programmzettel hat der junge Dirigent in seinen Klavierauszug geklebt, versehen mit dem handschriftlichen Vermerk „Meine erste Oper“. Was Wort „erste“ hat er doppelt unterstrichen.

Dieses Zeitdokument liegt jetzt in einer Vitrine – neben dem Klavierauszug mit Besitzvermerk, Strichen und Anmerkungen des Dirigenten. Weitere Klavierauszüge, die Studienpartitur von Strawinskys „Feuervogel“, ein Namensstempel, zwei Taktstöcke, Notizbücher oder ein Probenplan aus 1931 zu Alban Bergs „Wozzeck“ sind zu sehen. Dazu Gesellschaftliches, wie Gästebucheintragungen oder Einladungen, aber auch Geschäftliches, etwa aus Bayreuth.

LIEBER HERR BOEHM, schreibt Wieland Wagner 1963 per Telegramm, BIRGIT NILSSON SEIT GESTERN ABEND BEREIT FESTSPIELE 1964 ZUSÄTZLICH EINE 3. ISOLDE ZU SINGEN STOP DARF ICH SIE DESHALB HERZLICH BITTEN DIE FESTSPIELE 1964 AM 21. JUNI MIT UNSEREM TRISTAN GLANZVOLL ZU ERÖFFNEN.

Auch Medaillen, Orden und Auszeichnungen umfasst die kleine Schau, Dokumente aus der NS-Zeit gibt es keine. Die Gästebucheintragungen von Paula Wessely und Attila Hörbiger oder Wilhelm Furtwängler sind aus 1944. Der Brief ans Christkind wurde vom Zweitklässler 1901 in Kurrentschrift geschrieben. Auch die rührende Bitte des Buben, per Correspondenz-Karte an die Eltern, weitere Opern besuchen zu dürfen und Fotos aus dem Familienalbum sind erhalten.

"Hundert Jahre nach dem Debüt Karl Böhms in seiner Geburtsstadt Graz übergab Frau Almaz Böhm der Universität Salzburg eine beeindruckende Sammlung von persönlichen Dokumenten, Musikalien, Büchern und Korrespondenzen, die einen äußerst lebendigen Eindruck vom Leben und Wirken des berühmten Dirigenten gibt“, heißt es in der Aussendung.

Die Universitätsbibliothek Salzburg übernimmt die Aufbewahrung, die Beschreibung und Erschließung sowie die Bereitstellung der Objekte für Wissenschaft und Forschung.

Die Sammlung Karl Böhm an der Universität Salzburg - die Präsentation ausgewählter Sammlungsstücke in der Bibliotheksaula ist bis 11. August jeweils MO bis FR von 10 bis 14 Uhr geöffnet – die Universitätsbibliothek hat eine Broschüre zur Sammlung herausgebracht - www.uni-salzburg.at
Bilder: UB/Simon Haigermoser (1); dpk-klaba


 

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