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Das Arrangement vom Re-Arrangement

CAMERATA SALZBURG / OTTENSAMER

15/05/17 Der Klarinettist Andreas Ottensamer spielte erstmals mit der Camerata Salzburg: Dass nicht nur Wiener Blut in seine Adern fließt, sondern auch ungarisches, brachte er in den Arrangements zweier Walzer und ungarischer Tänze von Brahms temperamentvoll feurig, charismatisch und überzeugend zum Ausdruck.

Von Elisabeth Aumiller

Und die Camerata Salzburg unter Gregory Ahss sekundierte prachtvoll beim vierten Abo-Konzert am Freitag (12.5.) Andreas Ottensamer erklärte, dass Brahms seine „Ungarischen Tänze“ als Arrangements ungarischer Volksweisen niedergeschrieben habe. Die Einrichtung für die Klarinettenstimme sei somit als Re-Arrangement der Brahmstänze anzusehen, die Rückkehr zum Ursprung der Volksmusik, wie sie Brahms vermutlich einstmals hörte.

Für das Zusammenspiel mit der Camerata wurde jetzt diese „Rückkoppelung“ wiederum neu von Stephan Koncz für Klarinette mit Kammerorchester arrangiert: Sozusagen das Arrangement vom Re-Arrangement des Ausgangs-Arrangements von Brahms. Das Klangergebnis war allerdings weit weniger kompliziert. Es war ein flottes Musizieren in zündender Rhythmik in schönster Ungarnstimmung. Ottensamer ließ die Klarinettenstimme wirbeln und tanzen, rasant wie eine Zigeunerfidel, dabei aber von niveauvollem Bläserton getragen. Sein Spiel war bravourös und tonschön und er gab seine ganze Persönlichkeit und Ausdruckskraft dazu. Mit dem „Székler Tanz“ des ungarischen Komponisten Leó Weiner sammelte er noch eine Portion Extrapunkte. Die ruhigen langen Phrasen im zweiten Satz auf schier endlosem Atem und die fantasievoll verarbeiteten typischen Farben strahlten großen Reiz aus.

Mit Virtuosität punktete er auch bereits davor im Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 7 Es-Dur, dem „Darmstädter Konzert“ von Carl Stamitz. Kein Klarinettist kommt an dem Konzert vorbei, aber im Konzertsaal ist es wenig heimisch. Stamitz, der jüngeren Generation der Mannheimer Schule zugehörig, ist mit diesem Konzert eine Art Vater der Klarinette. Ottensamer veranschaulichte die instrumentalen Ansprüche mit Impetus und geläufiger Spielweise und zeigte auch seine musikalische Affinität zu dem Stück, das dem Klarinettisten einiges an spieltechnischem Raffinement abverlangt.

Zur Umrahmung der Klarinettenpräsenz war die vorausgehende g-Moll-Symphonie von Johann Anton Fils, 1760 in Paris im Erstdruck veröffentlicht, die hinführende Einstimmung zum Stamitz-Konzert. Fils, ebenfalls eine Größe der Mannheimer Schule, bringt in seiner Symphonie Anklänge an barocke Elemente in Verbindung mit auf die Klassik hinführenden Tendenzen, im Klangbild die Nähe Glucks suggerierend. Die Camerata spielte die Symphonie schwungvoll in forscher Beweglichkeit und führte im zweiten Satz die lieblich schlichte Melodik im Divertimento-Charakter mit ihren Themenwiederholungen mit Eleganz aus. Das Finale eilte dann schnell in lustiger Beweglichkeit dahin. Eine interessante Variante zeigte die Streicherfassung des Quintetts für 2 Violinen, 2 Bratschen und Violoncello G-Dur op.111 von Johannes Brahms. Das Streichquintett in Orchesterfassung erwies sich so ungewöhnlich wie reizvoll. Die anders verteilten Klanggewichte gaben dem Werk ein neues Gesicht. Die große Bratschengruppe brachte warme Farben ins Stück als Zentrum zwischen den hohen und tiefen Streichern. Die Camerata-Musiker gestalteten das Quintett in dynamisch breit gefächertem und klangfarbenreichem Spiel. Sie brachten sich mit ebenso freudiger wie energischer Spiellust und -motivation ein und wurden dafür vom Publikum applausfreudig honoriert.

Bilder: dpk-aumiller
Die Programme der Spielzeit 2017/18 der Camerata Salzburg - www.camerata.at

 

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