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Festspielwürdig!

KULTURVEREINIGUNG / SWEDISH RADIO SYMPHONY ORCHESTRA / DANIEL HARDING

11/05/17 Feste gilt es zu feiern, wenn sie fallen. Für die Kulturvereinigung heißt es, entsprechend ihrem zu begehenden Jubeljahr 2017/18, klotzen und nicht kleckern. Ein Trumpfass gleich zu Beginn, denn schöner hätte der Saisonauftakt (der bei der Kulturvereinigung traditionellerweise mitten in den Frühling fällt) nicht ausfallen mögen.

Von Horst Reischenböck

Nach zwei Auftritten in Graz eroberten die Gäste aus Schweden unter Chefdirigent Daniel Harding zum Auftakt ihres dreitägigen Gastspiels die Herzen der Salzburger im Sturm. Genauso bejubelt war am Mittwoch (10.5.) der Auftritt des Geigers Joshua Bell als Solist.

Das Sveriges Radios Symfonieorkest, das wegen besserer internationaler Vermarktung derzeit unter englischem Namen durch die Lande tourt, bewies seine Qualitäten zum Einstand an Hand eines durch und durch hoch-romantischem Programms, leidenschaftlich ausgeführt, fern aller nordischer Distanz und vielleicht sogar Kühle. Zusammen mit dem von der Optik her gender-gerecht in sich nahezu paritätisch ausgewogen besetzten Klangkörper zündete der 40-jährige Daniel Harding, hinlänglich mit dem Großen Festspielhaus vertraut, ein von den Abonnenten gern angenommen instrumentales Feuerwerk mit Werken des zeitgleich wirkenden Dreigestirns Antonin Dvořák, Max Bruch und Johannes Brahms.

Mit einer Rarität ging es los, der selten zu hörenden Konzertouvertüre op. 93 von Dvořák, Kurz vor seiner Abreise in die USA hat er sie nachträglich mit dem Titel „Otello“ ausstaffiert. Sie wirkt natürlich auch ohne Hörer-Kenntnis eines literarischen Entwurfs. Diese Ouvertüre ist Teil eines Ouvertüren-Triptychons, angefangen mit Schilderungen der Natur und des böhmischem „Carnival“, und sie ist hörbar auch thematisch mit den Schwesterwerken verknüpft. Als brillanter Auftakt war das Stück so recht dazu angetan, die Qualitäten des schwedischen Orchesters, behutsam präzise angefacht durch den britisch-stämmigen Chef, ins Rampenlicht zu rücken. Etwa die formidable Holzbläsergruppe, die schon hier ihre tonschönen Meriten ausspielen durften.

Mit dem berühmten g-Moll-Konzert op. 26 von Max Bruch versicherten sich die Gäste aus Stockholm dann zusätzlich eines immer wieder wirkungsvollen Ohrwurms. Das Werk wurde ob seiner Popularität jedoch für seinen Urheber zum Schmerzenskind, stellte es doch in der Publikumsgunst alles übrige von Bruch Komponierte in den Schatten. Solist Joshua Bell, der heuer seinen 50. Geburtstag feiern wird, verbindet mit Salzburg u. a. seine Aufnahme der Konzerte von Beethoven und Mendelssohn mit der Camerata. Mit letzterem eint Bruch auch das Konzept der Satzfolge, in die Bell fulminant mit süffigem Ton einstieg, im Tutti durch Harding tempomäßig energisch korrespondiert. Nach der darauffolgend kantabel ausgespielten Süße wirbelte der US-amerikanische Geigenstar stupend virtuos kraftvoll bestimmt durchs Finale. Dem setzte erals Zugabe mit einem Teil der so betitelten Ballade, der dem Komponistenkollegen Georges Enescu gewidmeten Solosonate Nr. 3 von Eugène Ysaÿe, noch eins drauf.

Genauso begeisterte sich das Auditorium nach der Pause zu Recht an der Ausführung von Brahms sinfonischem Erstling in c-Moll op. 68. Feinschliff war angesagt, vom ersten Einsatz in die dramatische Einleitung, dessen nachfolgendem Kampf die vollmundig tönenden Streicher nichts schuldig blieben. Nach zart getöntem Pastell beider Binnensätze erreichte satter Hornton final friedliche Schweizer Alpenregion.

Heute Donnerstag (11.5.) folgt auf Bruchs Violinkonzert die Fünfte Sinfonie von Gustav Mahler, am Freitag (12.5.) wird dieser das „Rituel in memoriam Bruno Maderna“ von Pierre Boulez vorangestellt – www.kulturvereinigung.com
Bilder: www.askonasholt.co.uk / Julian Hargreaves (1); joshuabell.com / Phil Knott (1)

 

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