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Zwischentöne voller Emotion

STIFTUNG MOZARTEUM / STADLER QUARTETT

30/03/17 Was verbindet Alois Hába, Leoš Janáček und Ludwig van Beethoven gedanklich? Zutiefst emotionale Inhalte. Die vermittelte das Stadler Quartett grandios dem begeisterten Publikum am Dienstag (28.3.) im Wiener Saal des Mozarteums.

Von Horst Reischenböck

Vor dem das Programm eröffnenden Streichquartett von Alois Hába lieferte Primarius Frank Stadler eine kleine Einführung in das dem Werk zu Grunde liegenden Vierteltonsystem. Alois Hába, gebürtig aus Mähren, hat es ja nicht eigentlich erfunden, denn schon 1903 begann Charles Ives in den USA mit der Komposition von Three Quarter-Tone Piano Pieces, dennoch gilt Hába als sein Ahnherr. Er hat das Vierteltonsystem theoretisch durch eigene Harmonielehre untermauert und die Tonleiter sogar bis in Sechstel und Zwölftel hin aufgefächert. Was übrigens an das eins von den Professoren Rolf Maedel und Franz Richter-Herf am Mozarteum gegründeten und geführten Institut für ekmelische Musik erinnerte. Und an die aktuellen „modernen“ Spektralisten...

Jedenfalls sind das Töne, die in europäischen Volksmusiken seit jeher und nach wie vor gespielt werden. Derartige Klänge seiner Heimat inspirierten auch Hába, der zudem noch eine unthematisch auf spontanen Einfall basierende Kompositionstechnik entwickelte. Wie in eben dem kaum zehn Minuten dauernden Streichquartett Nr. 16 op. 94, das gar nicht so schräg klingend anmutet, wohl aber mit seinem halben Dutzend kurzer Sätze durch deren emotionale Aussage konzentriert Zuhören fordert. Minimalismus anderer Art, jedoch nicht pointilistisch oder gar esoterisch. Mit seinem Zeitgenosse Anton Webern teilt Hába übrigens das Schicksal, von Diktaturen – in seinem Fall beider Coleurs – mit Aufführungsverbot belegt zu werden. Zustimmender Beifall dankte dem Stadler Quartett, diesem Werk zur Salzburger Erstaufführung verholfen zu haben.

Im Kontrast dazu in Momenten fast schon brutal artikuliert der Blick, den danach die Geiger Frank Stadler und Iszo Bajusz, Predrag Katanic an der Viola und Cellist Florian Simma auf das Streichquartett JW VII/13 „Intime Briefe“ von Hábas Landsmann Leoš Janáček warfen. Die Dissonanzen geschärft, aufgeladen vom ersten Einsatz an, als ginge es jeden Moment um Leben und Tod. In Summe beklemmend, erschütternd, weil der platonisch gebliebene Wunschgedanke als Basis retrospektiv betrachtet ohne Erfüllung blieb... Die unterschwelligen seelischen Abgründe wurden selten noch so aufwühlend vermittelt, grandios gedeutet wie an diesem Abend.

Dass nach der Pause auch Ludwig van Beethoven anders beleuchtet würde, war anzunehmen: flossen doch in sein Streichquartett a-Moll op. 132 nachweisbar ebenfalls seelische und physische Befindlichkeiten ein. Geschärft beispielsweise die kanonische Einleitung in den Kopfsatz, ohne Vibrato, dräuend in der Beschleunigung. Nach dem Scherzo dann die „Heilige Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit“ genauso spannungsvoll artikuliert. Ganz der Vorgabe entsprechend erklang das Finale „immer schneller“ und wurde in die Coda geradezu hinein katapultiert. - Zu recht lang anhaltender Applaus für das spürbar mit letztem Einsatz auf hohem Niveau musizierende Stadler Quartett.

Bild: www.stadlerquartett.at

 

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