Aus der Donaumonarchie
MATTSEER DIABELLI SOMMER
20/03/17 Das „Reisebuch aus den Österreichischen Alpen“ von Ernst Krenek und das Streichquartett von Carl Goldmark gaben die Inspiration für das Motto „Aus der Donaumonarchie“ für den Mattseer Diabelli Sommer 2017 von 11. Juni bis 14 September. Gottfried Franz Kasparek und Benjamin Schmid präsentierten ein facettenreiches Programm aus „Altösterreich“ mit reizvollen Grenzüberschreitungen.
Von Heidemarie Klabacher
„Der Focus liegt auf der Donaumonarchie und ihren Nachfolgestaaten. Da passt natürlich von Mozart und Haydn bis Brahms und Mahler alles hinein. Aber wir wollen auch Komponisten präsentieren, die zu Unrecht von der Musikgeschichte vergessen worden sind.“ Das sagte Gottfried Franz Kasparek, der Künstlerische Leiter des Mattseer Diabelli Sommers heute Montag (20.3.) bei der schon „traditionellen“ Programmpräsentation im Café Sacher zusammen mit Benjamin Schmid. Der Geigenstar gehört zu den Stammgästen am Mattsee und wird heuer als Solist (und musikalischer Leiter eines Kammerorchesters), im Duo ausgerechnet mit der Tuba und im klassischen Streichtrio auftreten wird.
„Die österreichischen Klassiker Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert sind ebenso vertreten wie der 'Wahlwiener' Brahms, bedeutende Komponisten der Spätromantik wie Goldmark, Labor, Joachim, Korngold und Schmidt, wie Mahler, Schönberg und Friedrich Gulda“, berichtet Gottfried Franz Kasparek. „Aber auch die Tschechen Dvořák und Janáček gehören zu Altösterreich. Ernst Kreneks Liederzyklus 'Reisebuch aus den österreichischen Alpen' ist ein Meisterwerk in der Nachfolge Schuberts. Mit Johanna Doderers Streichquartett 'Mattsee' wiederholen wir die gefeierte Uraufführung vom Vorjahr. Der geborene Südamerikaner Shane Woodborne und der Luxemburger Alexander Müllenbach sind echte 'Wahl-Salzburger' der Gegenwart.“
Die Liste der Mitwirkenden in Schloss und Stiftskirche Mattsee liest sich wie ein „Who is who“ der Klassik-Stars. Zu Gast sind Lukas und Clemens Hagen, das stadler quartett, Werner Hink, das Duo Ariadita, die Pianistin Biliana Tzinlikova und natürlich Benjamin Schmid, „der nicht nur zweimal 'klassisch', sondern auch an zwei Terminen 'jazzig“ mit dem Tubisten Andreas Hofmeir zu erleben ist“, fasst Gottfried Franz Kasparek zusammen. „Erstmals begrüßen wir das Wiener Haydn Quartett, den Pianisten Oliver Triendl mit seinem Ensemble und den Tenor Alexander Kaimbacher.“
Dichte Grenzen – auch nicht eines riesigen Reiches – Riesenreiches gehören nicht zur Mattsee-Dramaturgie, darum gibt es auch Tango affairs mit dem Duo De Roo oder Volksmusik mit dem „Krauthügler Aufstreich“ : „Das ist eine Geigenmusik gebildet von Mitgliedern des Mozarteumorchesters, deren Heimstatt, das Orchesterhaus im Petersbrunnhof, nahe dem Krauthügel liegt.“
Stellvertretend für die reizvollen Programme seien die Festliche Eröffnung und das „Festliche Finale“ am 11. Juni und am 14. September in der Stiftkirche genannt: Haydn, Goldmark und Gulda stehen im Finale auf dem Programm mit dem auf Altösterreich spezialisierten Haydn Quartett, Benjamin Schmid als Solisten und weiteren Gästen, die sich zum Kammerorchester für Haydns Violinkonzert C-Dur formieren werden. Das Haydn Quartett wird neben dem Streichquartett F-Dur op. 77 von Haydn das Streichquartett B-Dur von Carl Goldmark spielen. Weiters erklingt Friedrich Guldas „Wings, for Solo Violin, Strings and Rhythm“.
Ähnlich disponiert ist die „Festliche Eröffnung“ mit einem Walzer für Streichorchester von Arnold Schönbergs, dem Kasparek in Mattsee immer wieder und bewusst zu seinem späten „Recht“ verhilft, Fünf DeutschenTänze von Schubertm Suite für Streichorchester von Leos Janáček und der Uraufführung eines Konzerts für Violoncello und Streichorchester von Shane Woodborne. Es spielen die Camerata Salzburg unter Gregory Ahss und der Cellist Jeremy Findlay.
Selten zu hören sind Kompositionen des Geigers Joseph Joachim, eines Freundes von Johannes Brahms: Stücke für Violine und Klavier stehen im Kammerkonzert „Brahms&Freunde“ um die Pianistin Biliana Tzinlikova auf dem Programm. Hier erklingt mit dem Klavierquintett C-Dur von Franz Schmidt eine besondere Rarität, eines Komponisten, der zu Unrecht im Schatten der Geschichte gerückt wurde. Ungeachtet aller „politischen Verirrungen“ sei Schmidt kein Nazi gewesen, sondern schlimmstenfalls ein politischer Idealist. Franz Schmidt habe sich, so Kasparek, etwa für die Musik Arnold Schönbergs eingesetzt: „Ein schönes Beispiel dafür, dass der Graben zwischen Spätromantik und Frühmoderne nicht immer tief gewesen ist.“