Naher Osten, ganz nah
KULTURVEREINIGUNG / MOZARTEUMORCHESTER / MÉNDEZ
09/03/17 Ein klagendes Lied weht über Berg und Wald und Weite. Bevor es allzu wehmütig wird, kommt von irgendwoher der schrille Klang harmonisch reizvoll fremder Melodien und bockiger Rhythmen... Östlich exotisch ging es zu beim Konzert des Mozarteumorchesters unter der Leitung von Antonio Méndez bei der Kulturvereinigung im Großen Festspielhaus.
Von Heidemarie Klabacher
Zu Gast war – und ist heute Donnerstag (9.3.) und morgen Freitag (10.3.) – die russischstämmige Geigerin Alina Pogostkina mit Aram Chatschaturjans Konzert für Violine und Orchester d-Moll. Die junge Geigerin führte bei aller oft wild tänzerischen Virtuosität mit größter Ruhe durch die ständig wechselnden Stimmungen und facettenreichen Dialoge mit den Solisten im Orchester. Etwa mit der fulminanten Oboe im ersten Satz, oder mit Fagott oder Klarinette in dem so bewegend verinnerlicht musizierten Andante. Die wehmütige getragene Stimmung dieses wundersamen Satzes wirkt wie die Klage eines Volkes um seine Lieder, Tänze und Riten.
Der armenisch-russische Komponist Aram Chatschaturjan zitiert und verarbeitet Volksmusikelemente Armeniens ohne je folkloristisch zu werden. Alina Pogostkina das mit ebenso viel Emotion und ebenso wenig sentimentalität vermittelt. Bockig, fröhlich, erfüllt von lustigem Vogelgeschrei der brillanten Holzbläser, rissen Solistin und Orchester unter der Leitung von Antonio Méndez in den dritten Satz wie in einen turbulenten Reigen.
Mit „Scheherazade“ von Nikolai Rimski-Korsakow zeigte sich das Mozarteumorchester wieder einmal von seiner farb- und schlagkräftigsten Seite: ließ die Geschichten großformatig, wie in Cinemascope vorüberziehen – und schenkte doch unzähligen Facetten und Farbmischungen größte Aufmerksamkeit. Anschaulich und immer fein abgewandelt musiziert arbeitete Antonio Méndez die Leitmotive der Scheherazde und des Sultans heraus. Mit Bedacht aufgebaute Melodie- und Spannungsbögen verführten zu konzentriertestem Lauschen. Auch hier ließen sich die Orchestermitglieder, Konzertmeister Frank Stadler und die Holzbläser – allen voran Oboe und Klarinette – mit virtuosen Einwürfen und Dialogpassagen hören.