Konzertsaal, Turnsaal, Flughafen
ZEHN JAHRE KINDERFESTSPIELE / PHILHARMONIE SALZBURG
01/03/17 Instrumente ausprobieren. Blitz und Donner oder den Frühling zum Klingen bringen. Gratis-CDs für 17.000 Kinder: Das sind nur einige Bestandteile eines singlären Erfolgsrezeptes. Die „Kinderfestspiele“ wurden 2007 von der Dirigentin Elisabeth Fuchs gegründet.
Von Heidemarie Klabacher
„Ich habe Geige gelernt, wegen der Kinderfestspiele. Da hatte ich im Workshopzelt zum ersten Mal eine Geige in der Hand.“ Kann es einen schöneren Erfolg für eine Musikvermittlerin geben, als ein solches Feedback?
Die Kinderfestspiele stehen seit ihrer Gründung durch Elisabeth Fuchs, der Gründerin und Leiterin der Philharmonie Salzburg, auf zwei Standbeinen: der Kinderfestspielwoche für Kindergärten und Schulen zum Auftakt im Frühsommer und den sechs Familienkonzert-Wochenenden verteilt über die Saison.
Die Kinderfestspielwoche steigt traditionell im Amadeus Terminal 2 des Salzburger Flughafens: „22 Zelte, tausend Stühle, achtzig Quadratmeter Bühne, siebentausend Kinder in den Workshop-Konzerten – das können wir nur dort machen“, sagte Elisabeth Fuchs heute Mittwoch (1.3.) bei der Programmpräsentation.
Kindern einen möglichst frühen, altersgerechten Zugang zur klassischen Musik zu ermöglichen – das war das Anliegen von Elisabeth Fuchs von Anfang an. Bereits vor 19 Jahren bei ersten Konzerten ihres eigenen Orchesters - der heutigen „Philharmonie Salzburg“ - habe sie die Generalproben für Schüler geöffnet. Und schon in seinen Anfängen habe ihr Orchester oft in Turnsälen vor Kindern und Jugendlichen gespielt: „Musik an junge Menschen zu vermitteln ist eine meiner Herzensangelegenheiten.“
Das erste moderierte Schülerkonzert fand denn auch schon 1998 statt, im Gründungsjahr der Philharmonie Salzburg: „Da spielten wir vormittags eine öffentliche, von mir moderierte Generalprobe für über fünfhundert Schüler.“
Dieser „Trieb“ zur Musikvermittlung führte im Jahr 2007 zur Gründung der „Salzburger Kinderfestspiele“. Und aus dem Grundanliegen der ausgebildeten Musikpädagogin wurde in den diesen zehn Jahren das größte symphonische Education-Programm Österreichs – und weit darüber hinaus: „Es gibt nichts Vergleichbares.“ Trotz des rundum schier überbordenden Angebotes für Kinder und Jugendliche ist ein Symphonieorchester in der Jugendarbeit die große Besonderheit.
Inzwischen sind die Kinderfestspiele der Philharmonie Salzburg der größte Konzertveranstalter für Kinder, Jugendliche und Familien in der Stadt Salzburg. „Die Konzertzyklen für Familien mit sechs Produktionen pro Saison erfreuen sich größter Beliebtheit und zogen in der letzten Saison alleine in der Stadt über 25.000 Besucher an.“
Begonnen habe man 2007 mit dreihundert Abonnenten. „Mit den Workshop-Konzerten während der Kinderfestspielwoche erreichen wir jährlich über 7.000 Kinder aller sozialer Schichten.“ Damit nicht genug. Die Kinderfestspiele expandieren. Seit einigen Jahren gibt es fixe Termine auch in Mühldorf und in Traunreut in Bayern. „Seit letztem Jahr fahren wir mit unseren Programmen auch nach Zell am See, Linz und Wien.“ Allein in Zell am See besuchen dreitausend Kinder die Konzerte. „Das ist für mich eine große Bestätigung unserer Arbeit und Beweis, dass sich unsere Investition in die musische Bildung lohnt.“
Die Familienkonzerte sind nach Altersgruppen gestaffelt und erzählen immer Geschichten, meist ausgehend von großen „Klassikern“: Auf dem Programm stehen in jeder Saison eine Ballettproduktion mit Tänzern, eine Opernproduktion mit Sängern, ein Komponistenporträt, ein Weihnachtskonzert und je ein zentrales Werke der Musikgeschichte. Die Familienkonzerte dauern je sechzig Minuten und sind für Kinder zwischen Drei und Zehn geeignet. Jedes Konzert erzählt eine Geschichte, die von meist zwei Schauspielern dargestellt wird. Bei Opern wirken zusätzlich zwei bis vier Sänger mit, bei Ballett-Produktionen meist zwei Tänzer. „Alle Werke werden in Originalbesetzung gespielt, daher ist immer ein komplettes Symphonieorchester auf der Bühne zu erleben.“ Und das ist es, was es nicht einmal in Wien, oder anderen Städten Europas gibt.
Die Kinderfestspielwoche im Amadeus Terminal für Schulkassen und Kindergärten findet heuer von 19. bis 28. Juni statt und ist im Jubiläumsjahr Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gewidmet. Die Workshop-Konzerte sind bereits ausverkauft. „Über 360 Schulklassen und Kindergartengruppen haben sich für die acht Workshop-Konzerttage angemeldet! Insgesamt werden mehr als 6500 Kinder und mehr als 600 Begleitpersonen erwartet.“ In den 22 Zelten erklären Mitglieder der Philharmonie Salzburg den Kindern ihre Instrumente, die natürlich auch ausprobiert werden dürfen. Wie jedes Jahr bekommt jedes Kind zum Abschluss eine CD, „als ein besonderes Stück musikalischer Erinnerung an die Kinderfestspiele“: „Mit ihr kommt 'Klassische Musik' auch in Haushalte, in denen zuvor Kultur dieser Art vielleicht nicht zu finden war.“
Die Abos der sechs Familienkonzert-Wochenenden mit jeweils sechs Terminen gelten – zum Auftakt ebenfalls – den „Vier Jahreszeiten. Dann folgen das Ballett „Schwanensee“, „Joseph Haydn für Kids“, „Swinging Christmas“, „Die Fledermaus“ und „Peer Gynt“ mit Charlie Rabanser.
Am 24. Juni gibt es anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Kinderfestspiele das Benefizkonzert „Orchestra in between“ ebenfalls im Amadeus Terminal 2: Da werden die Orchestermitglieder verteilt im Publikum und alle zusammen rund um die Dirigentin im Kreise sitzen. Beginn ist 19.30, es ist also kein Kinderkonzert. Als Eintritt werden Spenden erbeten – möglichst über der Höhe der regulären Karten. Dafür sind die Spenden steuerlich absetzbar. Ab hundert Euro gibt es freie Platzwahl: Wer schnell genug ist, kann sich einen Wunschtraum erfüllen und im Konzert mal direkt neben der Basstuba sitzen.