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Auftrumpfende Klänge

STIFTUNG MOZARTEUM / WIENER SAAL / GOULDING, DÖRKEN

23/11/16 Die US-amerikanische Geigerin Caroline Goulding und die deutsch-griechische Pianistin Danae Dörken gaben am Dienstag (22.11.) ihr Debüt im Wiener Saal. Besonders der zweite Teil des ambitionierten Programms zeigte die Stärken der beiden jungen Solistinnen: Virtuosität, großer Ton, große Emotion.

Von Gottfried Franz Kasparek

Caroline Goulding wirkt beim ersten Auftritt ephebenhaft, aber in der kleinen Person steckt eine Menge an geigerischer Passion und Temperament. Beides korrespondiert aufs Beste mit der herberen Persönlichkeit der Pianistin. Hinter das Geheimnis der Musik von Franz Schubert müssen freilich beide noch kommen. Dessen D-Dur-Violinsonate erklang zwar mit blühender Tongebung, ungeniert hochromantisch eingefärbt und technisch fehlerlos, aber doch ein wenig zu monochrom, zu sehr dem äußeren Effekt hingegeben.

Ob Danae Dörken in ihrer an sich fulminanten Interpretation der „Wandererfantasie“ die schallende Akustik des Saals wirklich eingeplant hat? Das fortwährende, perfekt gemeißelte Donnern am Steinway ließ kaum Raum für jene Poesie, welche der Künstlerin eigentlich nachgesagt wird. Natürlich ist dies Musik des Trotzes und der verzweifelt sich aufbäumenden Lebenslust, aber mitunter sollte doch das „Land, das meine Sprache spricht“ mehr als nur aus weiter Ferne grüßen. So verpuffte die Schluss-Apotheose nach dem ständigen Lärmpegel davor ins Leere.

Antonín Dvořáks „Romantische Stücke“ op. 75 sind nach Schuberts Abgründen feine Salonmusik, geadelt durch die melodische Begabung ihres Schöpfers. Dies spürte auch der Komponist, denn der tschechische Titel lautet „Drobnosti“ (Kleinigkeiten). Solch kostbare Kleinigkeiten sind allerdings höchst unterhaltsam und in ihrer Mischung aus Tanzbodenlaune und slawischer Schermut anrührend. Hier konnte die Geigerin in süßen Klängen schwelgen, manch dunkle Farbe dazugeben und die eloquenten Beiträge des Klaviers erfrischend musikantisch beantworten.

Zum Höhepunkt wurde das Finale. Es galt einem raren Solitär. Es ist nicht einzusehen, warum ein Komponist wie der französische Rumäne George Enescu solch ein seltener Gast in unseren Konzertsälen ist. Der legendäre Geiger hat einen eigenen Stil zwischen kreativer Brahms-Nachfolge, federnden Balkanrhythmen und expressiver Modernität gefunden, der in sich stimmig und zwingend ist.

Die „Impressions d’enfance“, klingende Jugenderinnerungen das fast Sechzigährigen, geschrieben 1940 in Rumänien, spannen den Bogen von „zigeunerischer“ Volksmusikanten-Wildheit zu impressionistischen Klangbildern wie „Mondschein durch die Fensterläden“ und violinistischen Kunststücken etwa in „Der Vogel im Käfig und der Kuckuck auf der Mauer“.

Caroline Goulding spielte das mit leuchtend auftrumpfender Klarheit und verzauberte in den hohen Lagen auch mit sensibel gesponnenem Piano, etwa wenn ein „Bächlein am Ende des Gartens“ plätschert. Danae Dörken setzte kraftvolle Akzente und ließ es mitunter lyrisch fließen, dass es eine reine Freude war. Der majestätische, folkloristisch geformte „Sonnenaufgang“ im Finale der pausenlosen Phantasie riss dem Publikum den Applaus aus den Händen. Er wurde herzlich bedankt mit Edward Elgars genialem Schmachten in „Salut d’amour“.

Bilder: www.carolinegoulding.com; www.danae-doerken.com / Girgia Bertazzi (2)

 

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