Vom Mambo und vielen anderen Beinbewegern
KULTURTAGE / PHILHARMONIE SALZBURG
17/10/16 Broadway, Hiphop, Festspielhaus – was wie eine abenteuerliche Mischung klingt, vereinen Elisabeth Fuchs und die Philharmonie Salzburg im Rahmen der Kulturtage ohne Schwellenängste in einem publikumswirksamen Crossover- Programm.
Von Christiane Keckeis
Auch wenn es eigentlich gar nicht so sehr „crossed“: die vorzüglichen Hiphop-Tänzer und Tänzerinnen sind durchaus stilbewandert und die Musical-Arrangements kann man schon klassisch nennen: Chicago, Fiddler on the roof, Grease, Les Miserables, Evita und Phantom der Oper – ein Querschnitt durch die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts.
Die Philharmonie Salzburg füllt groß besetzt die Bühnenbreite, das vordere Drittel gehört den Tanzenden. Ein bisschen Lichtdesign – und geht schon. Zu John Kanders „Chicago-Medley“ stellt sich die Compagnie vor: frech, vital und artistisch, charakteristische Typen mit Bühnenpräsenz. Dass die Truppe eigentlich nur zusammengewürfelt ist, ist erstaunlich, denn so verschieden die musikalische Herkunft der Tänzer und Tänzerinnen ist – sie tanzen miteinander, als würden sie das seit Jahren tun. Alexander Wengler und Jasmin Rituper haben vielseitige, stimmige Choreographien erdacht, die den tänzerischen Charakteren Raum lassen. Am stärksten wirkt das klassische Geschichtenerzählen, Les Miserables etwa oder, sehr eindrücklich, „Das Phantom der Oper“ – das Ringen der blütenweißen Protagonistin mit den schwarzen Erinnyen des Phantoms.
Das Orchester malt in allen Musicalfarben, rhythmisch erfreulich präzis. Die heiklen Übergänge sind bei Elisabeth Fuchs in guten Händen, die Blechbläser hervorragend und die Streicher legen so manchen Teppich. Einzig wenn sie führen müssen, wirkt das gelegentlich etwas verloren, da mangelt es trotz großer Besetzung an Kraft (wie zum Beispiel der Cellogruppe im Chicago-Medley). Aber der guten Laune tut das keinen Abbruch, da ist viel Spaß dabei und darf auch gezeigt werden. Bei Dámaso Pérez Prados „Mambo“ kommt auch körperlich temperamentvolle Bewegung ins Orchester. Und aus den zweiten Geigen prescht plötzlich ein Entertainment-Talent auf den Tanzboden: Moisès Irajá dos Santos bringt ein Feuerwerk an Leidenschaft und unterhalterischem Können ein, das im Publikum auch jene entfesselt, die bislang noch eher brav klatschten.
Einziger Abstrich des unterhaltsamen Abends waren die beiden Gesangseinlagen. Gerda Lischka gelingt es leider nicht, ihre klassische Stimme auf Musical einzuschwören, Stil verfehlt muss man da wohl sagen. Aber wenn schon klassisch, warum dann nicht ohne Mikrophon? Auch schade, dass es zwischen der Sängerin und dem solistisch tanzenden Gegenüber keinen Kontakt geben durfte. Das Nebeneinander entspricht nicht der Philosophie des Aufeinandereinlassens, die den Abend ansonsten prägt.
Elisabeth Fuchs führt familiär-sympathisch auch das Publikum, und so ist es kein Wunder, dass die fröhliche Laune mit zwei Zugaben swingend auch die Zuhörenden in Bewegung versetzte. Und man durfte noch einmal staunen, über die Artistik der phantastischen Tänzer (Alexander Wengler, Ousman Conteh, Philip Hagenhofer und Julian Reuther) und die Biegsamkeit und Vitalität der nicht minder akrobatischen Damen (Josefine Stenström, Pia-Verena Grohmann, Sarah Lali Strasser und Jasmin Rituper). So soll es sein.