Auf ew'ges Glück gefallen
STIFTUNG MOZARTEUM / ORGEL PLUS
05/10/16 „Orgel plus“ heißt die Reihe im Großen Saal der Stiftung Mozarteum. Der Organist Christian Schmitt brillierte am Dienstag (4.10.) auf der Propter-Homines-Orgel, der einzigen konzerttauglichen „weltlichen“ Orgel in Salzburg. Für das „plus“ stand diesmal nicht Trompete oder Zink, sondern der Bariton Michael Volle. Mit faszinierendem Ergebnis.
Von Heidemarie Klabacher
Faszinierend anders – und sehr überzeugend – klangen Schuberts „Gesänge des Harfners“ mit Orgel- statt Klavierbegleitung. Der geheimnisvolle sakrale Tenor der Werke wurde durch die Orgel verstärkt. Ein Büßer leidet unter un-bekannter Schuld, erzählt von seiner Einsamkeit und Qual. Die Absolution, von der bei Goethe gar nicht, im Schubert’schen Klavierlied höchstens im innigen Flehen die Rede ist, kam durch die Orgelklänge irgendwie trostvoll, quasi sakramental, durch die Hintertür herein…Die so überaus „gängigen“ Lieder erfuhren durch die Orgelvariante eine spannende Deutungs-Erweiterung.
Weniger gut bis gar nicht vertragen hat die Orgelbegleitung am Ende das Zugabenlied „An den Mond“: Brillanter wird kein Organist das spielen, besser geeignet, als die gemäßigt „romantisch“ disponierte Propter-Homines-Orgel kann kein Instrument sein. Klangvoller, deklamatorischer und textverständlicher als Michael Volle kann das kein großer Sänger singen – nur anders gestalten. Dennoch fehlte bei diesem Lied (es war die erste Bearbeitung D 259) ganz einfach das Silberfunkeln des Klaviers.
Ebenfalls ernst, ja sakral, angehauchte Lieder aus den Mörike-Liedern und dem Spanischen Liederbuch von Hugo Wolf sowie eine kostbare Auswahl aus Antonín Dvoráks Biblischen Liedern waren der Höhepunkt des Gesangsteiles: Hugo Wolfs immer aufs’ Neue faszinierende „Textnähe“ in der Vertonung wird in der Interpretation von Michael Volle zur geschmeidigsten Deklamation ohne die Schwere der Übersetzung aus dem Tschechischen ins Deutsch. Vokalmusik vom Feinsten wurden die ein wenig gestelzten Religiösen Gesänge von Josef Gabriel Rheinberger. Auch in dieser Auswahl von Drei aus Sechs waren zwei Mörike-Lieder. Michael Volle machte die dramatische Distanz zwischen Rheinberger (der überwältigend vollmundige Chormusik und das „Abendlied“ geschrieben hat) und Hugo Wolf vergessen. Von jemand anderem möchte man die sperrigen Verse eines Philipp Spitta oder Albert Knapp eher nicht gesungen hören.
Der Organist Christian Schmitt „begleitete“ nicht nur, sondern legte dem Sänger mit virtuos zurückhaltender Registrierung fein kolorierte Klangwege. Kein Unnötiges Ausspielen der immensen technischen Finessen der Orgel, kein Register-Zug, kein Einsatz des Schwellwerks um des reinen Effektes willen: Orgelkunst vom Feinsten war in den Liedbegleitungen zu hören.
Arvo Pärts Orgelstück „Annum per annum“ trägt subtile Zurückhaltung ohnehin in sich selbst. Max Regers eher weitschweifige Fantasie über den Choral „Wie schön leucht’ uns der Morgenstern“ war in der grandiosen Fuge eine brillante Huldigung im ausklingenden „Reger-Jahr“ zum hundertsten Todestag.