Seit wann paschen die Hiatabuam und -dirndln?
HINTERGRUND / ADVENTSINGEN / HIRTENKINDER
27/09/16 Erst Sängerknabe, dann Lippizaner – so ein Witz über die Traumkarriere eines Wieners. In Salzburg könnte man in der Gruppe der Hirtenkinder starten, entweder beim Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus oder beim Tobi Reiser Adventsingen in der Großen Aula.
Die Hirtenkinder für beide Adventsingen haben immer schon gegen Ende der Sommerferien intensive Probenphasen. Auf der Loferer Alm trafen sich diesmal nicht nur jene jungen Leute, die ab 25. November im Großen Festspielhaus auftreten werden. An einem Tag kamen auch Hiatabuam und Hiatamadln früherer Generationen auf Besuch dorthin: zum Beispiel Walter und Heinz Schmidinger, die bereits 1951 als Hiatabuam aufgetreten sind. Auch das Leben von Urgestein Heimo Falkensteiner (Jahrgang 1929) ist untrennbar mit dem Salzburger Adventsingen verknüpft. Über zwanzig Jahre lang war er Betreuer der Hirtenkinder. Mancher einstige Hiatabua hat Karriere gemacht, etwa Michael Schaffer, jetzt Leiter Personalwirtschaft in der Salzburg AG). Andreas Heuberger ist Primarius am Krankenhaus Oberndorf, Wilfried Stadler Unternehmensberater und Honorarprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien, Hannes Sollereder Chefarzt am UKH Salzburg.
Bereits vor siebzig Jahren, im ersten Jahr des Salzburger Adventsingens, gab es ein Hirtenspiel, das an die Tradition alter Krippenspiele anknüpft. Die Mentorin von Tobi Reiser d. Älteren, Annette Thoma, hatte „Vergessenes“ wieder aufbereitet, wie beispielsweise alte Kirchengesänge. 1932 hatte Thoma erstmals ein Hirtenspiel geschrieben und so die Weiterentwicklung dieses besonderen Schauspiels maßgeblich mitgeprägt.
Die Kleidung der Hirtenkinder im Großen Festspielhaus soll heuer unmittelbar an die Gründungszeit des Adventsingens erinnern. „Orientiert habe ich mich an den Gewändern der Schulkinder von 1946. Kinder müssen lebendig wirken und in ihren Kleidern Charme versprühen“, sagt Hellmut Hölzl, der langjährige Kostümbildner des Salzburger Adventsingens.
Im neuen Werk erscheint eine historische Figur – der Vogelfänger. Dieser gilt als typischer Charakter im Alpenraum. „Das Vogelfangen im Salzkammergut ist ein von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe verzeichnetes Kulturgut“, so Hans Köhl vom Salzburger Heimatwerk. Man glaubt zwar das Zähneknirschen der Tierschützer zu hören, aber der Titel der diesjährigen Produktion lautet „Gib uns Frieden“.
Das „Tobi Reiser Adventsingen 2016“ wird heuer unter dem Titel „In einer kalten Winternacht“ stehen und soll speziell eine Erinnerung an den 1999 gestorbenen Tobias Reiser sein, der heuer siebzig Jahre alt geworden wäre. Der Sohn des Adventsingen-Gründers Tobi Reiser entwickelte das weit über die Grenzen Salzburg hinaus bekannte Adventspiel zu einem vorweihnachtlichen Oratorium.
Seit elf Jahren gibt es das „Tobi Reiser Adventsingen“ in der Großen Aula mit vielen ehemaligen Mitwirkenden und Wegbegleitern Reisers rund um den künstlerischen Leiter Josef Radauer. Einige von ihnen werden heuer das letzte Mal dabei sein, heißt es. Josef Radauer, „hauptamtlich“ Kontrabassist bei der Camerata Saltzburg, studiert gemeinsam mit Gattin Elisabeth mit den Kindern das alte Hirtenspiel ein. In der Version dieses mit viel Musik und Gesang bereicherten Spiels steht der Stall „da draußt in Guggenthal“.
Der Konkurs des Kartenbüros Polzer, das bislang den Hauptverkauf der Karten für das „Tobi Reiser Adventsingen“ organisiert hat, verlangt von den Initiatoren und Gestaltern eine Neuoganisation. In diesem Jahr läuft der Kartenvorverkauf über Ensemblemitglied Pepi Wimmer. Für künftige Adventsingen in der Aula werden neue Verkaufs- und Organisationsstrukturen überlegt.
(Salzburger Adventsingen / Tobi Reiser Adventsingen / dpk-krie)
