Traum-Werte
SOMMERAKADEMIE MOZARTEUM / BAROCKOPER / ZWISCHENBILANZ
22/08/16 Los und rund geht’s! Ein reicher Kaufmann will seine Nichte mit einem ebenfalls reichen Knacker vermählen. Statuen werden lebendig und sprengen mit Getöse die Hochzeit. Die Alten versinken im Schlaf und erleben die Hochzeit der Richtigen im Traum… „Le nozze in sogno“ kommt als Koproduktion der Sommerakademie mit den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik nach Salzburg.
Von Heidemarie Klabacher
„Studentinnen und Studenten aus unserem Departement für Alte Musik spielen im Orchester mit“, berichtet Sarah Wedl-Wilson, Vizerektorin für Außenbeziehungen am Mozarteum, heute Montag (22.8.) bei einer Bilanz-Pressekonzerenz der Sommerakademie. Pietro Antonio Cestis Oper sei vor etwa 350 Jahren in einem privaten Kreis ein einziges Mal aufgeführt worden. Bei den den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik hatte die knallbunte Produktion ihre drei Aufführungen. Nun kommt „Le nozze in sogno“ nach Salzburg zu zwei Aufführungen am Donnerstag (25.8.) und am Freitag (26.8.) im Großen Studio der Universität Mozarteum.
Die Innsbrucker Sommerkurse finden seit dreißig Jahren statt – und im Bereich der Alten Musik kooperiert die Universität Mozarteum seit drei Jahren mit den Innsbrucker Festwochen.
Alan Curtis, ein Pionier der Alten Musik, setzte von den ersten Innsbrucker Festwochen an wichtige Impulse im barocken Cembalospiel und in der Aufbereitung barocker Opern. Im Rahmen der Reihe BAROCKOPER:JUNG in Innsbruck bereitete Curtis eine sensationelle Entdeckung vor: Eine erst in unserer Zeit als Werk des Innsbrucker Hofkomponisten Pietro Antonio Cesti identifizierte Opernkomödie mit dem Titel „Le nozze in sogno“. Die Produktion hat er leider nicht mehr erlebt, im Juli vorigen Jahres ist Alan Curtis verstorben. Die Regie bei der Hochzeit im Traum übernahm Alessio Pizzech im Bühnenbild von Davide Amadei. Das Instrumentalensemble Innsbruck Barock – mit Studenten aus Salzburg – leitet Enrico Onofri. Es singen die Gewinner des Cesti-Wettbewerbes.
Eine Zwischenblianz von der noch laufenden Sommerakademie der Universität Mozarteum gab deren Leiter Wolfgang Holzmair. Das Abschlusskonzert findet am Samstag (27.8.) im Großen Saal statt. Neun Preisträger können es maximal werden (von 1017 Teilnehmerinnen und Teilnehmern). Fünf Finalisten stehen schon fest. Darunter ist ein Klarinettist aus Südtirol aus der Meisterklasse von Andreas Schablas. Ihn kennt man in Salzburg noch aus seiner Zeit beim Mozarteumorchester und als Mitglied des Österreichischen Ensembles für Neue Musik. Andras Schablas hat freilich auch das Klarinettenkonzert von Friedrich Cerha uraufgeführt hat, welchem heuer ein Schwerpunkt bei der Sommerakademie gilt.
Neben dem Südtiroler Klarinettisten Sebastian Hayn stehen eine Organistin aus Slowenien, eine Mezzosopranistin aus Russlan, ein Pianist aus Südkorea und ein Klavierduo aus Deutschland als bisherige Preisträger fest. Einige haben noch eine Chance – zwischen sieben und neun Preisträgerinnen und Preisträger werden sich insgesamt für das Preisträgerkonzert qualifizieren. Aus jeweils bis zu sechzig Teilnehmern an den Akademiekonzerten sucht die Jury die Finalisten aus.
Heuer feiert man ja das hundertjährige Bestehen. Die Veranstaltungen im Rahmenprogramm, wie etwa die insgesamt sechs Meisterkonzerte oder das Schlusskonzert des Intensivkurses für Hochbegabte „waren proppenvoll“. Ein besonderer Erfolg sei der „Tag der offenen Tür“ zur Eröffnung der Jubiläums-Sommerakademie gewesen. Vor allem Salzburgerinnen und Salzburger hätten einen neuen, teils einen ersten Eindruck von dem gewinnen können, was an der Universität Mozarteum und bei der Sommerakademie passiert: „Wir sind ja eine offene Einrichtung und leben nicht hinter Mauern“, betonte Wolfgang Holzmair.
Besonders begeistert sei er persönlich von den Reaktionen der Kinder in den beiden Aufführungen von Georg Friedrich Haas’ Oper „Das kleine Ich bin ich“ gewesen. Dieses Projekt zeige auch, „wie wichtig es für uns ist, in die zeitgenössische Musik zu investieren“. Für nächstes Jahr seien die einschlägigen Vorhaben schon weit gediehen, mit einem „interessanten zeitgenössischen Komponisten“ sei er schon sehr konkret im Gespräch.
Wünsche des Leiters? „Die Mozartkompetenz, die ich mir wünsche, ist noch nicht erreicht.“ Und Veranstaltungen wie das Symposion zum Schaffen Friedrich Cerhas fänden mehr Anklang, wenn sie zweisprachig oder in Englisch stattfinden könnten.
Studenten aus Asien (Japan und Südkorea) liegen heuer mit 45 Prozent erstmals leicht vor Studenten aus Europa.