Mozart mit Mozart „übermalt“
CD-KRITIK / UNI-ORCHESTER MOZARTEUM
25/01/11 Das Orchester der Universität Mozarteum, das heute, Dienstag (25.1.) zur Mittagsstunde bei der Mozartwoche spielte, ist nicht nur in Sachen Genius loci profiliert. – Ein Live-Mitschnitt mit Mendelssohn, Ravel und Ernst Ludwig Leitner.Von Horst Reischenböck
Es ist ein Konzertmitschnitt des ORF aus dem Großen Saal des Mozarteums vom Dezember 2006. Dennis Russel Davies dirigierte damals zunächst Felix Mendelssohns Ouvertüre op. 21 und fünf Nummern aus seiner später nachkomponierten Bühnenmusik op. 61 zum „Sommernachtstraum“ und hat wie selten so duftig und klar Binnenstimmen durchhörbar gemacht. Den Hörnern, vor allem aber den darin durchaus virtuos geforderten Holzbläsersolisten darf man das beste Zeugnis ausstellen. Die vokale Beigabe liefern absolut adäquat passend Regina Sturm und Anja Schlosser mit dem Damenchor des Landestheaters Salzburg und dem Kammerchor der Universität Mozarteum, einstudiert durch Karl Kamper.
Genauso klanglich perfekt „aufgeschlüsselt“ und tänzerisch die integrierten Episoden bis zum desaströsen Tutti-Finale hinein gesteigert ist Ravels „La Valse“: nicht als bloßes Orchesterfresko, vielmehr perfekt detailliert beflügelnd sowohl zärtlich wie schwungvoll ausgespielt.
Die absolute Trouvaille sind aber Ernst Ludwig Leitners „Metamorphosen nach Themen von W. A. Mozart“. Das Werk ist 1977 im Auftrag von Theodor Guschlbauer, damals Leiter des Brucknerorchesters (dessen Nachfolger seit neun Jahren übrigens auch Davies ist), entstanden. Es basiert es auf dem Quintett für Klavier und Bläser KV 452. Für ein Konzert des Mozarteumorchesters unter seinem damaligen Chefdirigenten Hubert Soudant im Großen Festspielhaus revidierte der Komponist das damalige Opus. Hier ist es nun in der 2003 veröffentlichten Version dokumentiert.
Mozart, durch die Brille des 20. Jahrhunderts betrachtet: Immer wieder dringen die Motive, Themen – vor allem in Bläsersoli – durchaus erkennbar durch, leicht verfremdet und logischerweise konsequent eingebettet in Leitners persönliche Sprache und Klangpalette. Nicht ganz zwanzig Minuten, die mitunter auch Erinnerungen an Paul Hindemith wachrufen (zur Uraufführung in Linz standen damals auch dessen „Sinfonische Metamorphosen nach Themen von Carl Maria von Weber“ auf dem Programm…). Hörenswert!