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Eine Rarität

MICHAEL-HAYDN-MUSEUM / "INO"

17/08/10 Salzburg gilt als „Musikstadt“ - gerade auch Abseitiges vom Festspiel-Mainstream verhilft ihr zu diesem Ruf. Die 5-Uhr-Konzerte im Michael-Haydn-Museums in der Erzabtei St. Peter warten mit einem Fundstück auf: Luigi Gattis Kantate "Ino".

Von Horst Reischenböck

Luigi Gatti,  der letzten fürsterzbischöfliche Kapellmeister, war acht Jahre jünger als Joseph Haydn. Wie jener besaß er auch noch als 70jähriger enorme schöpferische Kraft. Das beweist „Ino“, die weltliche „Cantata a voce sola coll’l’accompagnamento del Forte-piano“ - also von der Besetzung her ein Gegenstück zu Haydns „Arianna a Naxos“. Der auf der Antike fußende Text von Karl Wilhelm Ramler inspirierte zuvor auch schon Telemann.

Gattis Opus entstand 1812. In dem Jahr starb Salzburgs letzter geistlicher Herr Colloredo in Wien. Im Schloss Mirabell wohnte der spätere bayrische König Ludwig I. (dort kam sein Sohn Otto zur Welt, später der erste König Griechenlands). Vielleicht erhielt Gatti den Auftrag von diesem „graecophil“ veranlagten Wittelsbacher. Befand sich Salzburgs Musikleben damals auf dem absteigenden Ast, so muss dennoch eine herausragende Sängerin zur Verfügung gestanden haben. Was Gattis Werk ihr und der Begleitung an Dramatik, Emotion nebst illustrativem Ausdruck abverlangt: alle Achtung!

Gudrun Sidonie Otto gestaltete das von Ernst Hintermaier erst unlängst im Domarchiv entdeckte Werk eindrucksvoll und wurde assistiert durch Wolfgang Brunner an der Kopie von Michael Haydns Hammerklavier. Brunner hat auch vorgeführt, wie sich auf einem solchen Instrument zwei der Polonaises melancoliques op. 22 von Mozarts Sohn Franz Xaver perfekt ausführen lassen. Und auch Mazurken Fréderic Chopins hat Brunner spezifisch eigene klangliche Reize abgewonnen.

Daneben wirkten drei im polnischen Original gesungene Lieder wie auch Textunterlegungen durch Pauline Viardot spontan. Die Schwester der berühmten Marie Malibran trat mit Chopin auf, er goutierte durchaus ihre Arrangements.

Beispielsweise im Vergleich des B-Dur-Opus 7 Nr. 1, das Gudrun Sidonie Otto dann so “kokett“ sang, dass es keiner Übersetzung des Französischen bedurfte. Für sie gutes Material, um die ihrem Sopran zur Verfügung stehenden gestalterischen und virtuosen Mittel strahlend einzusetzen.

Dasselbe Programm wird heute Dienstag (17.8.) um 17 Uhr im Miacheal-Haydn-Museum wiederholt.
Mehr von Chopin bieten beide Künstler auch beim Diabelli-Sommer in Mattsee: Donnerstag (19.8.), 20 Uhr, Schloss - "Gemeinsam einsam".

 

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