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Vom letzten Hofkapellmeister

CD-KRITIK

15/08/10 Am Montag und Dienstag (16./17.8.) ist im Michael Haydn Museum zur Nachmittagsstunde Luigi Gattis erst unlängst entdecktes Oratorium "Ino" zu hören. - Eine CD mit Kammermusik erinnert an den letzten Salzburger Hofkapellmeister.

Von Horst Reischenböck

1817 starb der letzte amtierende Kapellmeister in Diensten von Salzburgs Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo, Luigi Gatti. Geboren wurde er 1740 in Lazise am Gardasee. Nicht aus Mantua stammt er also (wo er übrigens schon beide Mozarts traf), dort erfuhr er lediglich seine erste Ausbildung. Und er hieß auch nicht Aloysius, wie beides falsch auf der Gedenktafel rechts der Kommunegruft im Friedhof von St. Sebastian zu lesen steht. Diese ist auch Leopold Mozarts Grabstätte: Gatti wurde 1783 sein Vorgesetzter. Es ist nicht klar, ob ihn Wolfgang damals noch während seines letzten Salzburg-Aufenthalts sah. Als sicher gilt jedoch, dass Gatti Nannerl half, nach Kompositionen ihres Bruders zu forschen.

Das ursprünglich als Bläserquintett formierte Calamus-Ensembles hat sich längst für andere Besetzungen variantenreich erweitert. Gründer Rainer Schottstädt entdeckte in der Biblioteca Musicale Greggiati in Ostiglia Manuskripte einer Reihe von Werken, vor allem für Oboe und Fagott, die Gatti mehr als andere Blasinstrumente bevorzugte. So die viersätzig klassischem Typus verpflichtete Serenata a più stromenti di Concerto in D für Streichquintett und Bläser, die mitunter auch das Erste Horn zusammen mit der Oboe melodisch agieren lässt. Gelegentlich, vor allem in dem als eine Art "Sinfonia concertante" konzipierten Es-Dur-Sextett für Englischhorn, Fagott und Streichquintett (mutmaßlich 1790 entstanden) grüßt Joseph Haydn herüber. Aber auch Mozart, etwa im Menuetto „con brio“ oder nachfolgendem Adagio cantabile. Eine Bereicherung der Kenntnis von Salzburgs Musikgeschichte!

Luigi Gatti, Kammermusik. Calamus Ensemble. MDG Recording, MDG CD 603 1589-2. - www.mdg.de
Ein Fundstück von Luigi Gatti offeriert die Michael-Haydn-Gesellschaft in ihren Konzerten am 16. und 17. August: Gudrun Sidonie Otto und Wolfgang Brunner spielen seine Kantate „Ino“. Das 1812, zu Zeiten der bayrischen Oberhoheit über Salzburg entstandene Werk entdeckte erst kürzlich Ernst Hintermaier im Domarchiv.

 

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