Spiegelbilder des Österreichischen auf der Theaterbühne
TODESFALL / KARLHEINZ HACKL
02/06/14 Vor ziemlich genau zwei Jahren, im Frühjahr 2012, hat man Karlheinz Hackl noch im Salzburger Landestheater sehen können. Der Hoteldirektor in Arthur Schnitzlers „Das weite Land“ war damals sein endgültiger Abschied von der Bühne. Gestern Sonntag (1.6.) ist der Schauspieler 65jährig einem Krebsleiden erlegen.
„Karlheinz Hackl als Hoteldirektor: Zu sagen, er wäre ganz der Alte, im Vollbesitz seiner Ausdrucksmöglichkeiten, vital wie eh und je, wäre gelogen. So fällt der Charmeur, den er spielt, sehr zurückhaltend aus“, hieß es damals in der DrehPunktKultur-Besprechung. Aber auch: „Genauso unangebracht wäre es zu behaupten, er verdiene vor allem Bewunderung bloß wegen seiner zurück liegenden Krankengeschichte.“ Gegen diese Krankheit, einen Gehirntumor, hat Hackl über zehn Jahre lang gekämpft. 2003 war er während einer Burgtheater-Aufführung des „Zerrissenen“ zusammengebrochen. Der Krebs schien besiegt und Hacks veröffentlichte als Sechzigjähriger seine Autobiographie „Meine zwei Leben - Ein ziemliches Theater“ - das zweite Leben schien ihm damals eben jenes nach der trügerischen Genesung.
Bei den Salzburger Festspielen war Hackl 1983 war erstmals Jedermanns Guter Gesell. 1991 war er in einer Inszenierung von Jürgen Flimm Hans Kari Bühl in Hofmannsthals „Der Schwierige“. Genau für solche Rollen aus der österreichischen Dramatik wurde Karlheinz Hackl vielgerühmt. „Karlheinz Hackl war für mich die Inkarnation des 'Zerrissenen', der Inbegriff der österreichischen Schauspielkunst“, so die derzeitige Leiterin des Burgtheaters, Karin Bergmann. „Seine Verkörperung der Figuren Nestroys, Raimunds und Hofmannsthals haben mir einen Kosmos eröffnet und mich diese Welt-Dramatik erst richtig entdecken lassen.“
Dem Burgtheater gehörte Hackl seit 1978 an. Geboren in Wien 1949, nach einem Studium der Betriebswirtschaft, wandte er sich der Schauspielerei zu, war kurz an der Josefstadt und im Volkstheater tätig, bevor ihn Boy Gobert für zwei Jahre ans Hamburger Thalia-Theater holte. Dann kam er zurück ans Burgtheater.
Hackl gab auch Chanson- und Kabarettabende, an der Wiener Volksoper spielte er über 150 Mal Zaza in „La cage aux folles“, auch der Don Quijote in „Der Mann von La Mancha“ war eine seiner Paraderollen. Aber eben immer wieder große Rollen in Stücken etwa von Schnitzler (Dichter im „Reigen“, Hofreiter in „Das weite Land“, Titelrolle in „Professor Bernhardi“), Hofmannsthals (Jaromir in „Der Unbestechliche“), Ödön von Horváth (Titelrolle in „Don Juan kommt aus dem Krieg“, Alfred in „Geschichten aus dem Wiener Wald“). Natürlich war er Molnárs „Liliom“.
Seit 1988 auch als Regisseur tätig (u.a. am Wiener Volkstheater, am Theater in der Josefstadt Wien und am Burgtheater Feydeaus „Der Floh im Ohr“ (1997) und Nestroys „Der Färber und sein Zwillingsbruder“ (2000) und er wirkte in zahlreichen Filmen und TV-Serien mit. (dpk-krie)
Bild: Salzburger Landestheater / Christina Canaval