Aus der Stadt der Mozartkugel-Verkäufer
HINTERGRUND / ALTSTADT
02/03/16 Der Themenschwerpunkt Hand.Kopf.Werk, ab heute Mittwoch (2.3.) wieder ausgerufem vom Altstadt Marketing, hat sich offenbar bewährt. Es ist eine jener Initiativen, die der Meinung entgegenwirken sollen, dass die Innenstadt fest in der Hand der Mozartkugel-Verkäufer und artverwandter Branchen - und deshalb besser zu meiden sei.
Von Reinhard Kriechbaum
Wenn man dem Altstadt Marketing glauben darf, dann ist es gerade nicht so: „Wo sonst auf der Welt gibt es diese Vielfalt auf kleinem Raum: Schirmmanufakturen, Schlosser, Gürtelmacher, Lederer, Handweber, Uhrmachermeister, Glasschleifer...?“ In jeder anständigen Stadt sollte es so sein, wäre die Antwort, auf die man in dem Fall freilich nicht aus ist. Dass dem längst nicht mehr so ist – aus unterschiedlichen Gründen – kann man sich in vielen Orten überzeugen. Aber im Fall Salzburgs könne man, so das Altstadt Marketing, auch vom gegenteil überzeugen.
Von der Handwerks-Tradition in der Stadt künden ja nicht nur Straßennamen wie Lederergässchen oder Goldgasse. Letztes Jahr feierte die Schlosserei Wieber in der Getreidegasse ihr 600jähriges Bestehen. Auch dieses Jahr lädt Christian Wieber, der mit seinem Team u.a. die traditionellen Zunftzeichen in der Getreidegasse herstellt, interessierte Besucher bei Hand.Kopf.Werk in sein altehrwürdiges Gewölbe mit überdachtem Innenhof. „Inside Schlosserei“ nennt sich die Veranstaltung am 10. und 11. März, bei der man unter anderem erfähren wird, wie Hirschwandhaken hergestellt werden.
Auf mehr als 100 Jahre Firmengeschichte blickt Andreas Kirchtag zurück, Chef der gleichnamigen Schirmmanufaktur. Bei seiner Veranstaltung am 12. März werden die Besucherinnen nicht bloß in diese fast verschwundene Handwerkskunst eingeweiht. Es sollen auch Schirme auf den Dächern der Altstadt tanzen.
Die Familientradition der Lederbearbeitung reicht bei den Schliesselberger bis ins Jahr 1820 zurück. Im Freskenraum aus dem Jahr 1650 des Lederhauses Schliesselberger haben vor vielen Jahren die Lederer ihr Zunfttreffen abgehalten. Auch heute kann man hier noch die 400 Jahre alte Zunfttruhe und die alten Werkzeuge bestaunen. Am 18. März ist man dorthin eingeladen.
Der Uhrmachermeister im Bild ist Albert Gilli. Er wird die Besucher vermutlich nicht extrem nah ranlassen an die feinen Zahnrädchen. Viele Unternehmen aber motivieren die Besucherinnen und Besucher im Rahmen der Initiative Hand.Kopf.Werk auch, es selbst zu versuchen: Teppiche weben, Ostereier gravieren, Liköre erzeugen, Kaffee rösten oder gemeinsam mit einer Patissiere die Anna Sacher Kugel zubereiten – es muss ja nicht gleich ein Spitzenerzeugnis herauskommen. Solche kann man ja bei der Gelegenheit kaufen. Das ist schließlich der tiefere Sinn dieser Kampagne, die vermitteln soll: Die Qualität lohnt einen Besuch in der Altstadt.