Ein Hoch auf den „offenporigen“ Platz
HINTERGRUND / RESIDENZPLATZ
01/03/16 Seit 27 Jahren ist Walter Hebsacker, Baudirektor der Stadt Salzburg, im Geschäft. Ein Vierteljahrhundert davon wird über die Gestaltung des Residenzplatzes diskutiert, gestritten, gekeilt. Jetzt, da alles nach Kurs auf der Zielgeraden aussieht, wirkt Hebsacker so, als ob er die Spaten und Krampen gleich morgen herbeibringen lassen wolle.
Von Reinhard Kriechbaum
Ganz so schnell geht es dann doch nicht, aber in einem Jahr soll Baubeginn sein. „Wir waren mit der Realität noch nie so weit wie heute“, strahlt der städtische Bau-Chef und erklärt als Techniker, wie die Sache mit dem Split funktionieren soll. Zuerst werde zerriebener Granit, gewonnen aus dem gleichen Material, mit dem die derzeitigen Asphaltflächen gepflastert werden, ganz fest in den Untergrund gewalzt. Darauf komme dann eine dünne Schicht beweglicher Split. „So ist immer die gleiche Farbe gewährleistet“, erklärt Walter Hebsacker. Einen Rollstuhl oder Kinderwagen könne man schieben, ohne dass man stecken bleibe. Auch entsprechende Belastbarkeit sei gegeben.
Am zügigen Baubeginn zweifelt er nicht, denn „die Archäologen braucht man nicht mehr zu beschäftigen“. Genau dieses Terrain haben sie ja schon vor Jahren abgearbeitet.
Architekt Eduard Widmann kann sich ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen: Die Lösung, für die er und sein Kollege Erich Wagner nur auserkoren wurden, habe er sich immer schon so vorgestellt, aber vor gut zehn Jahren nicht einzureichen gewagt. Damals spintisierten ja alle von der Total-Pflasterung.
Gerade das soll jetzt eben nicht passieren. Nur dort, wo auch jetzt Asphalt ist, soll gepflastert werden. Mit Granitplatten in drei verschiedenen Farbnuancen: zu 60 Prozent grau und je 20 Prozent sandgestrahlt (gelblicher Farbton) oder geflammt (rötlicher Farbton). Ein schmaler Kiesstreifen bleibt auch zu den Fassaden hin. Dort, entlang der Alten und Neuen Residenz, beim „Hypo-Durchhaus“ und im Bereich der Fiaker-Standplätze, sollen auch Sitzgelegenheiten angeboten werden.
Der Fiakerstandplatz – zwei „Inseln“ im Schotter an der Nordseite des Doms – wird mit Holz-Stöckelpflaster aus in Öl getränkter Tanne ausgeführt. So haben die Pferden bestmögliche Schonung während der Standzeiten. Eine Kanalrinne wird es dort auch geben, zum Wegspülen der Exkremente.
Das Wesentlichste: „Mit dem Splitbelag wird der einzige offenporige Platz in Mittel- und Nordeuropa erhalten.“ Der grau/rot/gelbe Granit korrespondiere mit den Flusssteinen unmittelbar rund um den Brunnen, der immerhin ein Meter unter dem Gehsteigniveau rundherum liegt. Es geht also erstaunlich steil bergab von den Häusern in Richtung Brunnen. Auf Platten könnte man da möglicherweise ausrutschen.
Diese Kante zwischen Platz und Gebäuden – Dom, Glockenspiel, Alte Residenz und Bürgerhäuser – solle betont werden, erklärt Widmann. Es soll auch mit dem Auge erkennbar sein, dass das Wasser nach innen, in Richtung Brunnen fließt. Dieser bekommt sein Wasser freilich aus dem hinter der Dom-Apsis und quer unter dem Platz durch führenden Almkanal-Arm.
Nicht nur mit dem historisch einzigartigen „offenporigen“ Platz argumentieren die Architekten. Angesichts der klimatischen Erwärmung werde der atmende Schotter kühlend wirken. Entlang des Doms werden LED-Strahler zur Beleuchtung der Fassade in den Boden eingelassen. Für die technische Infrastruktur während der Veranstaltungen werden Bodenauslässe eingebaut. Der jetzt geschotterte Bereich und zusätzlich jeweils ein „Band“ vor den Fassaden der Residenzen werden künftig mit Granitsplitt in der Farbe der Platten versehen.
Im Bereich vor dem Heimatwerk ist ein dreimal drei Meter großer Raum für eine bodenebene Lichtskulptur zum Gedenken an die Bücherverbrennung eingeplant. Aber das ist ein eigenes Thema.