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Der Aufbruch ins Facebook


KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

03/03/10 Die emphatische Pose eines Dirigenten macht sich auf dem Konzertring-Folder deutlich besser als das bisherige Orange oder Rot. Vom ausgehenden 19. Jahrhundert hat sich die Salzburger Kulturvereinigung mit einem gewaltigen Salto direkt ins 21. Jahrhundert katapultiert. Das ist auch absolut notwendig, denn die Erwartungen des Publikums an einen Konzertveranstalter haben sich nachhaltig gewandelt. Das zeigen durchaus dramatische Zahlen:

Nur auf einen oberflächlichen Blick hin sind die drei Konzertzyklen im Großen Festspielhaus "voll". In Wirklichkeit sind sie gerade noch gut besucht. Tatsächlich ist die Zahl der Abonnenten in den vergangenen zehn Jahren um achthundert zurückgegangen - auf jetzt exakt 5031. Das ist zwar immer noch eine ansehnliche Zahl (mehr Abonnenten hat kein Salzburger Musikveranstalter). Aber dass es im Vorjahr "erstmals keinen Schwund" gegeben hat, wie es Josefa Hüttenbrenner, die fürs Wirtschaftliche zuständige Leiterin der Kulturvereinigung ausdrückte, ist schon mehr als bemerkenswert.

Ganz dramatisch ist die Sache bei den Theaterabonnenten. Vor zehn Jahren waren es viertausend, nun sind es gerade noch 1916. Auf dem Gebiet der Theaterabonnements hatte die Kulturvereinigung nach dem Krieg wichtige Basisarbeit geleistet, indem sie ein solches System überhaupt erst in Gang brachte. Über Betriebsräte zum Beispiel warb man um (regelmäßiges) Publikum. Solche "Betriebsabonnements" sind längst obsolet geworden. Kein Theaterbesucher braucht mehr den Umweg über die Kulturvereinigung,

Man tut also gut daran, sich aufs (musikalische) Kerngeschäft zu konzentrieren. Da wird ja viel geboten, und wenn man in dem nun vorgestellten Jahresprogramm blättert, ist so manches dabei, was unmittelbar Lust auf Konzert macht.

Mit ein bisserl Glück wird also der Salto ins 21. Jahrhundert kein "Salto mortale". Für tödlichen Ausgang könnte nämlich die beschämende Fördersituation der Kulturvereinigung sorgen. Wegen der durchaus nicht rosigen Finanzlage sei das (im Vorjahr eingeführte) "Kleine Abo mit Moderation" in der Großen Aula ebenso bedroht wie die Kulturtage mit der kostspieligen Opern-Koproduktion.

Fürs Erste setzt man jedenfalls voll aufs Marketing (das heutzutage, wenn man Fachleuten glauben darf, weit wichtiger ist als die zu "verkaufenden" Inhalte). Ein ansprechendes, reich bebildertes und graphisch gediegen gestaltetes Heftchen stellt die Angebote aufs Vorteilhafteste heraus. Ein Konzert-Motto "Auf Mahlers Spuren" klingt eben wesentlich lockender als die Aussicht allein auf Mahlers "Dritte". "Feel the Spirit of Brasilia" oder "Ein russischer Abend mit brasilianischem Temperament" sollte sich auch gut verkaufen.

Nun ist also das Publikum dran. Vielleicht verirren sich via Facebook auch neue Leute in die Konzerte. Ja, richtig gelesen: die gute alte Kulturvereinigung hat neuerdings eine Facebook-Repräsentanz!

Zur Meldung {ln:Es gilt, Mahler lustvoll zu feiern}

 

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