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Robin Hood

STICH-WORT

07/11/12 Wie wäre es, wenn bei den Festspielen Nikolaus Harnoncourt plötzlich vor einer Vorstellung der „Zauberflöte“ verkündet, dass nur ein Teil gespielt wird, weil im anderen ja ohnehin kaum Handlung vorkomme. Undenkbar? Vom Stummfilm „Robin Hood“ sah man jüngst nur die Hälfte ...

Von Andreas Öttl

altDer amerikanische Organist Dennis James betrat am Samstag (3.12.) spätabends das Podium im Großen Saal des Mozarteums, um – zugegebenermaßen mit Charme und Humor – zu verkünden, dass nur der zweite Teil von „Robin Hood“ gezeigt bzw. gespielt werden würde. Die Handlung sei ja recht einfach gestrickt und mit einigen Sätzen erklärt. So also wurden aus 127 rund siebzig Minuten.

So gelungen die Live-Musikbegleitung, so gut die Qualität der Projektion des Stummfilm-Fragments „Robin Hood“ mit Douglas Fairbanks aus dem Jahr 1922 dann auch war: ein solcher Schnitt ist eine beispiellose Herabwürdigung nicht nur des Filmes, sondern auch der zugrunde liegenden Musikkomposition.

Man mag argumentieren, dass „Robin Hood“ nicht mehr als ein netter Unterhaltungsfilm ist und kein Meisterwerk wie andere Stummfilme aus dieser Zeit (er hat aber vor allem wegen der aufwändigen Bauten Maßstäbe gesetzt). Und in der Tat war es kein großes Problem, der Handlung auch ohne den ersten Teil zu folgen. Und doch ist „Robin Hood“ ein beileibe nicht unwichtiges Werk der Filmgeschichte und ein solcher Cut deshalb ein Tabu. Die Verantwortlichen haben sich als Film-Banausen geoutet.

Was nicht minder nachdenklich stimmen sollte: Das Publikum nahm die Kürzung des Filmes recht gelassen zur Kenntnis. Vielleicht sogar erleichtert, weil an dem Abend des Festivals "Dialoge" ja zwei Programmblöcke (Performance, Musik) vorangegangen waren. Da spiegelt sich, dass der Film als Kulturgut – auch wenn er die prägende Kunstform des 20. Jahrhunderts war – hierzulande als Kulturgut nicht so ernst genommen wird.

Hoffen wir, dass der nächste Stummfilm am 9. März („The Eagle“ mit Rudolph Valentino) in voller Länge zu sehen sein wird.

 

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