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ARGE KULTUR / MOTZART-WOCHE
14/12/10 Das Jahr eins nach Christian Wallner beim MotzArt Kabarett Festival (das zum 29. Mal stattfindet). Man bleibt dem Anspruch des MotzArt-Wochen-Gründers treu und bietet weiterhin zu dem Anlass nur Salzburger oder gar österreichische Erstaufführungen.
Von Reinhard Kriechbaum
Es sei, so ARGEkultur-Leiter Markus Grüner, eine „sehr angenehme Aufgabe, diese Tradition des Kabaretts weiter zu führen“. Im Vorjahr hatte der von schwerer Krankheit gezeichnete Christian Wallner bei der Pressekonferenz zur MotzArt-Woche - die seine letzte werden sollte – noch sehr leidenschaftlich Stil und Niveau eingemahnt. Die „Comedy“ war seine Sache nie, und das soll auch künftig so bleiben.
Kann aus einem Cartoon ein Kabarett werden? Das wird man am ersten Festival-Tag (29. Jänner überprüfen können. Gerhard Haderer veröffentlich jeden Monat „MOFF“, eine Art kabarettistisches „Schundheft“, und daraus wird Erwin Steinhauer lesen, unterstützt von einem Musiker.
Auch an zwei weiteren Abenden wird die Grenze zwischen Kabarett und Lesung verschwimmen (und damit eine neue Spielart von Satire eingebracht): In Form einer szenischen Lesung präsentieren Georg Kreisler - er ist unterdessen 88 Jahre alt - und Barbara Peters Ausschnitte aus „Anfänge“ und „Zufällig in San Francisco“. Volker Klüpfel und Michael Kohr stellen eine Krimifigur vor, den „Kommissar Kluftinger“.
Alfred Dorfer zeigt sein Rückblicks-Programm auf 25 Jahre Tätigkeit als Kabarettist, „Bis jetzt“. Dezidiert zum politischen Kabarett bekennt sich der Deutsche Robert Griess, dessen Salzburg-Auftritt sein erster in Österreich überhaupt sein wird. Andreas Rebers startet einen „Gegenbesuch“ und Michael Altinger beschreibt (s)einen „Schönen Arsch – oder das Ende vom Ich“. „Einfach reich“ heißt das neue Programm von Luise Kinseher.
Ein Name, der sowohl Freunden des Musik-Kabaretts wie auch des Musiktheaters höchst vielversprechend in den Ohren klingt: Michael Quast wird auch wieder da sein und gemeinsam mit Sabine Fischmann die „Fledermaus“ auf seine unnachahmlich virtuos und ironische Art deuten. Diese Aufführung wird von der ARGEkultur mitproduziert.
Das Kabarett spielt im Programm der ARGEkultur auch sonst eine nicht unwesentliche Rolle. Rund zwanzig Prozent, also etwa 8.000 der 40.000 Jahresbesucher im Nonntal, entfallen auf Kabarett-Angebote. Darauf reagiert man, indem erstmals Kabarett-Abos angeboten werden. Da kann man eine Serie „Kabarett aus Österreich“ wählen oder „Die Bayern kommen“ (dort ist derzeit entschieden mehr los in Sachen Kabarett als hierzulande). „Schonungslos und virtuos“ ist ein weiteres Zyklus-Schlagwort. Oder man wählt „Kabarett komplett 2011“ und bekommt damit für ziemlich unschlagbare 250 Euro 24 Künstler, alle einschlägigen Premieren und das MotzArt Kabarett Festival als Ganzes.
Zwanzig solcher „Komplett“-Abos sind schon verkauft, dreißig Teilabos sind auch schon gebucht. Für Markus Grüner ein Zeichen, dass es Kundschaft gibt fürs Kabarett. Kundenbindung auf dieser Ebene schadet gewiss nicht.
Ein paar Mal geht die ARGEkultur mit Kabarettprogrammen im kommenden Jahr ins „republic“ und einmal kooperiert man sogar mit dem Landestheater (Gerhard Dorfer wird im Frühjahr dort auftreten). Das Landestheater, soviel verrät man schon, werde im Gegenzug eine Musiktheater-Produktion in der ARGEkultur machen. Auch da zeigt sich also: Zwischen den Institutionen herrscht derzeit viel Offenherzigkeit und hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Das ist ein durchaus neuer Zug in Salzburgs Kulturleben.