Enge Beziehung zu Salzburg auf vielen Ebenen
HINTERGRUND / FRIEDRICH CERHA
05/08/16 Preise kämen „zu einem Zeitpunkt, wo man das alles nicht mehr braucht“, sagte Friedrich Cerha, als ihm der Musikpreis Salzburg 2011 zugesprochen wurde. Um von und über Cerha zu lernen, ist es nie zu spät. Dem Neunzigjährigen sind am kommenden Montag (8.8.) bei der Internationalen Sommerakademie ein Symposion und ein Gesprächskonzert gewidmet.
„Ich fühle mich künstlerisch in Salzburg zu Hause“, sagte Cerha, als ihm 2011 dieser Preis (der nun nicht mehr vergeben wird) überreicht wurde. Hier ist beispielsweise 1981 seine Oper „Baal“ auf die Textvarianten von Bertolt Brecht uraufgeführt worden. Welchen anderen lebenden Komoponisten hätte man auch nur in Gedanken in Erwägung ziehen können, als es galt, Alban Bergs „Lulu“ um einen dritten Akt zu ergänzen (1978/79, bei den Festspielen 2010 in der Felsenreitschule)?
Bei den Festspielen waren als erstes 1970 seine Stücke „Spiegel I & VI“ zu hören, 1974 sein „Catalogue des objects trouvés“ und 1979 sein Konzert für Violine, Violoncello und Orchester. „1996 hat Hans Landesmann einen Schwerpunkt mit meinen Werken bei zehn Konzerten programmiert“, erinnert der Komponist. „Friedrich Cerha war für mich der Ohrenöffner zur Neuen Musik“, schrieb denn auch Hans Landesmann in seinem Buch „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“.
Auch die Stiftung Mozarteum oder die Musiktage Mondssee haben Werke bei Cerha in Auftrag gegeben. Auch der prominente Schlagzeuger Martin Grubinger hat ein Werk von Cerha im Repertoire. Das Konzert für Schlagzeug und Orchester wurde 2009 vom Mozarteumorchester unter der Leitung von Ivor Bolton aus der Taufe gehoben.
Eine Beobachtung habe er beim Studium alter Konzertprogramme aus den 1950er und 1960er Jahren gemacht, sagte Cerha vor fünf Jahren bei einem Pressegespräch in Salzburg: „Es ist erstaunlich, wie viele damals hochgeschätzte Komponisten bereits vergessen sind.“ Diese Gefahr besteht bei Cerha wohl nicht. Cerha ist auch Träger des Großen Österreichischen Staatspreises sowie des oft als „Nobelpreis der Musik“ bezeichneten Ernst-von-Siemens-Musikpreises.
Die Internationale Sommerakademie der Universität Mozarteum widmet dem im Februar neunzig Jahre alt Gewordenen ein Symposion und ein Gesprächskonzert: „Friedrich Cerha, eine Begegnung in Wien“ ist das Thema des Zürcher Musikkritikers Peter Hagmann. Er war in der Jury, die Cerha den Musikpreis Salzburg zugesprochen hatte. Das Aufdröseln „biographischer Konstellationen“ hat sich Sabine Töfferl vorgenommen. An solchen sollte es nicht fehlen bei einem Komponisten, der als Neunjähriger, also vor 81 Jahren, seine ersten Stücke schrieb und sich schon früh als Geiger und Dirigent für das zeitgenössische Musikschaffen einsetze.
Im Symposion am Montag (8.8.) Nachmittag gibt es schließlich noch ein Referat von Lukas Haselböck über „Prozess- und Kontrastdenken in Cerhas Streichquartetten“ (vorgetragen von Rainer Schwob), Musikbeispiele von Ernst Kovacic (Violine), Mathilde Hoursiangou (Klavier) und dem Mozart Chamber Ensemble unter der Leitung von Wolfgang Redik und schließlich wird der Film „Friedrich Cerha – So möchte ich auch fliegen können“ von Robert Neumüller gezeigt.
Abends dann im Solitär das Gesprächskonzert mit dem Altmeister mit dem Klangforum Wien. Auf dem Programm „Deux éclats en reflexion“, das Zweite Streichquartett, Neun Bagatellen für Streichtrio, Drei Stücke für Violoncello und Klavier und Acht Sätze nach Hölderlin-Fragmenten.
(Universität Mozarteum/dpk-krie)