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Das Ständchen eines Esels zög' ich vor

UNIVERSTITÄT MOZARTEUM / LIEDKLASSE HOLZMAIR / GESÄNGE DES SÜDENS

28/04/16 „Wie viel Zeit verlor ich, dich zu lieben“, klagt der Tenor. Zickt der Sopran: „Schweig einmal und lege dich aufs Ohr! Das Ständchen eines Esels zög' ich vor.“ Dem Sänger verschlägt’s die Rede „Nicht länger kann ich singen.“ Mit der „Registerarie“ der Soprane „Ich hab in Penna einen Liebsten wohnen“ folgt der Dolchstoß.

Von Heidemarie Klabacher

Gute Liederabende sollten „Geschichten“ erzählen. Viele der schönsten Lieder kommen ohnehin in „Zyklen“ daher die stärker bewegen, als ganze Romanwerke. Aber auch mit klugen Zusammenstellungen lassen sich ähnliche Effekte erzielen. Dass man freilich mit nur sechs Liedern aus dem „Italienischen Liederbuch“ von Hugo Wolf einen ausgewachsenen Liebes-Krieg inszenieren kann – das überraschte denn doch.

Der Abend der Liedklasse Wolfganz Holzmair „Gesänge des Südens. Italienische Liederbücher“ war freilich kein reiner Hugo Wolf-Abend, sondern „eine kleine Reise durch Italien mit drei Komponisten“, die alle Texte aus dem Italienischen Liederbuch von Paul Heyse vertont haben. Kaum bis gar nicht gekannte Lied-Schätze hat Holzmair am Mittwoch (27.4.) im Wiener Saal des Mozarteums seine Studentinnen und Studenten vor dem Publikum ausbreiten lassen.

Josef Marx (1882-1964) hat ein 17 Lieder umfassendes „Italienisches Liederbuch“ geschrieben. „Ein bisschen Hugo Wolf aber mit reicherer Harmonik, ein wenig Debussy“, charakterisierte Wolfgang Holzmair den Zyklus, den die Soprane Anne Reich, Emma Marnoch und Susanna Lenglachner und der Tenor Thomas Huber unter sich aufgeteilt haben.

Von Ermanno Wolf-Ferrari gibt es einen italienischen Canzoniere mit Texten, von denen auf deutsch auch Hugo Wolf einige vertont hat: Schwelgerische unglaublich sängerfreundliche (und natürlich auch publikumsfreundliche) Lieder sind das, die arkadische Gefilde und Gefühle vor Augen und Ohren – wie auch in den Herzen – aufsteigen lassen. Bitte an die Kaste der Liedsängerinnen und Sänger: Öfter aufführen! Im Wiener Saal sangen der Bariton Ozean Saygi, die Tenöre Michael Etzel und Thomas Huber sowie die Sopranistin Maria Hegele.

Ganz besonders im Ohr geblieben ist Ermanno Wolf-Ferraris fünfteilige Lied-Serenata, gesungen mit größtem Schmelz und souveräner Gestaltung vom Bariton Maciej Naczk.

Für den zweiten Teil des Abends hat Wolfgang Holzmair für seine Lied-Studentinnen und -Studenten kleine „Szenen“ aus Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch“ zusammengestellt, in denen die Sängerinnen und Sänger paarweise kleine „Dramen“ aufführten. Gipfelnd in dem launigen „Liebeskrieg“ zwischen der Sopranistin Anne Reich und dem Tenor Michael Etzel -  zwei hervorragend gestaltenden vielversprechenden jungen Künstlern von bereits enormer Bühnenpräsenz.  

Am Flügel begleitet haben Bernadette Bartos und Dario Vagliengo: Sie haben den „Flügels des Gesanges“ mit ihren ebenso brillant gespielten wie die Sänger fein tragenden Klavierbegleitungen zusätzlichen Aufwind verliehen. Ein schöner Abend.

 

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