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Alles Pip P

KONZERT / OENM / ANDOR LOSONCZY

26/04/16 Unter anderem war an dem Abend zu erfahren, dasss eigentlich alle den Namen des seit weit über fünf Jahrzehnten in Salzburg lebenden ungarischen Pianisten und Komponisten Andor Losonczy falsch aussprechen: Er wird richtig auf der zweiten Wortsilbe betont.

Von Reinhard Kriechbaum

Am vergangenen Wochenende waren drei Konzerte im Salzburger Künstlerhaus Andor Losonczy gewidmet. Am Freitag (22.6.), als Hannes Eichmann den Abend moderierte und als ORF-Journalist den Dauerirrtum bei der Aussprache des Namens aufklärte, war klar: „ganz privat“ (so heißt die Programmschiene des oenm) kann ein solcher Abend für den bald 84jährigen nicht bleiben.

Er war über viele Jahrzehnte ja einer der sich emsig Engagierenden in Sachen Neuer Musik in dieser Stadt. Einer, den man im Konzert nicht nur sah, wenn etwas von ihm aufgeführt wurde.

Aber – und das ist vielleicht auch ein kleines Unglück: Andor Losonczy war nie einer von denen, die sich in den Vordergrund drängten, die viel Wind um Person, pianistisches Können und kompositorisches Vermögen machten. Der bescheidene Andor Losonczy hat über die Jahre mit emsiger Beharrlichkeit an seiner „Klavierschule“ gearbeitet, einem Work in progress über eine ganz lange Zeitspanne. Wenn Losonczy selbst am Klavier saß und das Eine oder Andere daraus hat hören lassen, dann waren das stets Begegnungen mit einer Tasten-Vulkankraft sondergleichen.

Dieses ins Gedächtnis geprägte Hörbild hat man nun ein klein wenig korrigieren dürfen: Per Rundberg hat ein paar Stücke gespielt, und man fand das elegante Lineament, das er hören ließ, auch als nobel, ja sogar als „bekömmlich“! Das gilt etwa für die Charakterstücke „Sustaine“, „Glissando“ oder „Arpeggi“. Man hat gut verstanden, warum in der Programmfolge zwischen den Stücken von Losonczy auch zwei Etüden von Skrjabin standen. „Balkèzre“ ist ein Stück aus dem zweiten Band von Losonczys Klavierschule, für die linke Hand geschrieben, das sich als kleines Wunderwerk des Raum-Greifens entpuppt. So vollgriffig geht's bei Losonczy mit nur fünf Fingern...

Ein anderes Kapitel in seinem Schaffen sind „Texte – Neue Texte – Neueste Texte“. Der Komponist hat eine innige Beziehung zur dadaistischen Lyrik. Was ihm Kurt Schwitters, Hugo Ball und Konsorten zulieferten, darf die Singstimme lustvoll ausmalen, und dann (meist erst in einem zweiten Schritt) greifen die Instrumente ein, steigen ein in den Vokal-Duktus, spinnen ihn gedanklich fort, überhöhend, malerisch, auch ironisierend.

Anna Maria Pammer war die fulminante Sängerin und Wortgestalterin, Nora Skuta (Klavier) und die oenm-Mitglieder Irmgard Messin (Flöte), Andreas Schablas (Klarinette), Thomas Wally (Violine) und Peter Sigl (Violoncello) die stets sprungbereiten Partner. Was für eine Welt unterschiedlicher Aggregatzustände zwischen Hugo Balls „Wolken“ und Paul Scheerbarts „Monolog des verrückten Mastodons“. Da kann man nur mit einem andere Stücktitel sagen: Alles „Pip P“!

Die nächste Konzerte des oenm - www.oenm.at/konzerte
Bild: oenm

 

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