Eine ernste Konkurrenz für Venezuela
PHILHARMONIE SALZBURG / ELISABETH FUCHS
02/01/16 „Feliz año nuevo“ stand auf dem „Concierto español“, das die Kulturvereinigung zum Jahreswechsel zweifach anbot. Besser gelaunt hätte die Philharmonie Salzburg unter der beflügelnden Leitung von Lisi Fuchs, gemeinsam mit dem Gitarristen Cecilio Perera und der Tänzerin Jasmin Rituper, den Neujahrstag nicht beginnen können!
Von Horst Reischenböck
Das zur Gänze spanischer oder spanisch inspirierter Musik (inklusive einem Abstecher über den „großen Teich“) gewidmete Programm begann stimmungsvoll mit den vier Sätzen, die der auch bei uns nicht unbekannte Dirigent Rafael Frühbeck de Burgos aus Isaac Albéniz' Klavier-„Suite española“ op. 47 gekonnt für groß besetztes Orchester arrangierte. Da war viel Gelegenheit für einzelne Instrumentengruppen, sich tonschön zu präsentieren, und die Philharmonie Salzburg hat diese weidlich genutzt.
Dem Auftritts-Applaus nach zu urteilen, verfügt der gebürtige Mexikaner Cecilio Perera bereits über eine beachtliche Fangemeinde. Er war ehemals Student bei Eliot Fisk am Mozarteum und war hier schon 2007 Preisträger des Kammermusik-Wettbewerbs. Mittlerweile assistiert der Gewinner des Ersten Preises der 2011 Michele Pittaluga Guitar Competition (Alessandria) selbst seinem ehemaligen Professor in Salzburg. Zu dieser Gelegenheit nun spielte er sich mit dem berühmten Concierto de Aranjuez, Joaquin Rodrigos wohl bekanntestem Werk, in die Herzen aller Zuhörer. Sowohl virtuos im Auskosten der Ecksätze wie berührend verinnerlicht durch das nachdenkliche Adagio hindurch. Zugaben wie das populäre „Cielito lindo“ standen danach außer Frage.
So wie die Instrumentalisten die Klangfacetten im Boléro von Maurice Ravel in allen Details in perfekter Balance untereinander auskosteten, mag sich das Orchester getrost mit allerersten Klangkörpern messen und in eine Reihe stellen.
Nach diesem zu Recht bejubelten „Spanisch“ in französischer Beleuchtung wurde auch die Saal-Beleuchtung im Großen Festspielhaus für den ersten Auftritt von Tänzerin Jasmin Rituper aufs Podium hin konzentriert: ein gedanklich und rhythmisch belebender Ausflug nach Mexiko, mit dem Danzón Nr. 2 von Arturo Márquez. Noch um eine Spur spritziger und durch Einzelauftritte aus Reihen der Philharmonie zusätzlich optisch spielerisch garniert wirkte dann „Mambos!“ von dem auch von der Unterhaltungsseite her bei uns bekannten Kubaner Perez Prado. Und selbst dann war noch eine Steigerung möglich: Leonard Bernsteins Gegenstück aus seiner „West Side Story“ – derart begeisternd, elektrisierend, mit vollem körperlichem Einsatz Aller schon von der Percussion-Gruppe aus. Damit könnte man jederzeit in Konkurrenz treten mit Gustavo Dudamel und seinem Jugend-Orquesta Sinfónica Simón Bolivar aus Venezuela.