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Die Musik-Abenteuer des Landlebens

HINTERGRUND / GLUCK-MATINEE

02/12/15 Wenn Kompositionen frappierende Ähnlichkeiten aufweisen, ist man heute aus guten Gründen rasch mit dem Wort Plagiats zur Stelle. Das sind dann Fälle fürs Urheberrecht. Mit diesem ist Christoph Willibald Gluck nie in Konflikt gekommen – und doch hat er„geklaut“ wie nur.

Ein solches gab es bekanntlich in der Zeit von Gluck und Mozart noch lange nicht, im Gegenteil: Gerade im 18. Jahrhundert existierte vor allem im Bereich des Musiktheaters eine lebendige und regelmäßig praktizierte Entlehnungskultur. Das hatte nichts mit mangelnder Kreativität und Unfähigkeitund des Schöpfers des jeweiligen Zwillings zu tun. Musik anderer Tonschöpfer herzunehmen, bedeutete auch Hochschätzung: Das musikalische Plagiat weckte bei den Hörern im 18. Jahrhundert im Gegensatz zu heute keinerlei negative Konnotationen, sondern es wurde, als gelebte Praxis, auch als ein Beitrag zur musikalischen Qualitätssicherung verstanden.

„Alles nur geklaut“ ist also ein polemisch zu verstehender Titel für die Gluck-Matinee am kommenden Sonntag (6.12.) im Solitär der Universität Mozarteum. Erstmals hat die Gluck-Forschungsstelle der Universität Salzburg für diesen Anlass das Mozarteumorchester engagiert. Der Sponsor – die Nürnberger Versicherung – macht's möglich.

Vermeintlich ohne Skrupel wurde also früher aus eigenen wie fremden Werken „geklaut“ und eingelegt. Das Resultat dieses Prozesses waren so genannte „Pasticci“. Das Ballett Les Aventures Champêtres (Die Abenteuer des Landlebens) von Christoph Willibald Gluck ist ein solches Pasticcio. Es wird in dieser von Kai Röhrig dirigierten Matinee zum ersten Mal nach den Noten der Neuedition in der Gluck-Gesamtausgabe musiziert.

Um anschaulich zu machen, wie ein solches „Pasticcio“ zustande gekommen ist, werden im ersten Teil des Konzerts die Vorlagen für „Les Aventures Champêtres“ präsentiert. Die Musikwissenschafter Prof. Nils Grosch und Irene Brandenburg werden die Dinge erklären. Vorlagen für die Ballettmusik waren einerseits Arien aus Opern Glucks (etwa aus „Le diable à quatre“ oder „L’Ile de Merlin“, aber auch Ballettsätze aus Jean-Jacques Rousseaus Oper „Le devin du village“. Nach der pause also das, was Gluck daraus gemacht hat in „Les Aventures Champêtres“. Gesangssolist in dem Konzert ist Simon Schnorr, Ensemblemitglied des Landestheaters. (Gluck-Forschungsstelle Salzburg)

„Alles nur geklaut? – eine musikalische Reise in die Welt des Ballettpasticcios“. 8. Gluck-Matinee, Sonntag, 6.12., 11 Uhr, Solitär der Universität Mozarteum
Bilder: Gluck-Forschungsstelle Salzburg

 

 

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