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Erfüllung und Erwartung

KAMMERMUSIK FESTIVAL

22/06/15 Zwei Höhepunkte der Literatur für Klaviertrio, gespielt von jungen Ensembles, umrahmten am Samstagabend (20.6.) eine der großen Violinsonaten der Moderne. Vielfalt ist die Devise des Kammermusik-Festivals im Solitär. Eine gute Hundertschaft hörte das Konzert – viel mehr Publikum ist derzeit in diesem Forum für Kammermusik offenbar kaum zu bekommen.

Von Gottfried Franz Kasparek

Das gestalterische Zentrum des Abends war die Wiedergabe der einzigen Violinsonate von Isang Yun, die anno 1991 in Frankfurt am Main von denselben Interpreten wie diesmal uraufgeführt worden ist - von Thomas Zehetmair und Siegfried Mauser. Dem brillanten, mit verinnerlichter Leidenschaft musizierenden Geiger und dem emphatisch mitatmenden Pianisten ist anzumerken, dass ihnen dieses Stück ein Herzensanliegen ist.

Bei Isang Yuns leuchtkräftiger Musik muss man immer ein wenig an Béla Bartók denken, so ähnlich ist sie in ihrer meisterhaften Mischung aus formaler Kunstfertigkeit, folkloristischer Inspiration und herber Schönheit. Die ebenso kluge wie emotional begründete Verbindung westlicher Traditionen von Bach bis Schönberg mit der suggestiven, den Zauber der Wiederholung kleinster Motive beinhaltenden Musik Koreas und deren eigentümlicher, hoch virtuoser Streicherschule schafft meditative Stimmung. Das einsätzige, mehr einer Fantasie als einer Sonate ähnelnde Werk verlangt dem Geiger technische Gratwanderungen ab, die jedoch alle im inbrünstigen Fluss der Musik verankert sind. In Zehetmairs Interpretation wirken all die Glissandi und Triller völlig natürlich, und am schönsten wird es dort, wo flirrendes Vibrato expressive Atmosphäre schafft. In zwei Jahren wird es hundert Jahre her sein, dass der 1995 verstorbene Isang Yun geboren wurde. Auf eine wieder intensivere Beschäftigung mit seinem gehaltvollen Oeuvre ist zu hoffen.

Davor und danach wirkten junge Klaviertrio-Vereinigungen. Das Trio Zen besteht aus jungen Leuten aus Japan; alle drei studieren am Mozarteum bei Wolfgang Redik. Von Tomoyo Furuta am Flügel gehen die meisten Impulse aus, doch auch die Geigerin Riro Motoyoshi und der Cellist Shizuka Mitsui sind bereits bestens dazu imstande, das Trio von Maurice Ravel technisch ohne Fehl und Tadel, mit sauberer Akkuratesse und auch einem gewissen melancholisch unterfutterten Esprit zu spielen. Das im Programmheft angesprochene „dynamische Spektrum“ des Stücks zwischen dreifachem piano und fortissimo erschien jedoch allzu geglättet. Ravels baskische Ur-Rhythmik und die darin verwobenen, prächtig zu Yun passenden fernöstlichen Farben wurden noch eher akademisch erfüllt als nachschöpferisch erfühlt. Doch zweifellos hat das sympathische Trio Potential für die Zukunft.

Die russische Pianistin Zlata Chochieva und die koreanische Geigerin Yeo-Young Yoon sind bereits mit etlichen Preisen gekrönt und gut im internationalen Konzertgeschäft unterwegs. Beide haben ihre Ausbildung am Mozarteum abgeschlossen, während der aus Bonn stammende Cellist Philip Graham noch bei Clemens Hagen studiert. Die drei ergeben ein (noch?) namenloses, formidables Trio und zeigen sich in Franz Schuberts B-Dur-Trio insgesamt als sehr seriöse Gemeinschaft. Makellose Artikulation, fein ziselierte Tonschönheit und romantische Entrücktheit im herrlichen Andante beeindrucken. An markanteren Akzenten in den Ecksätzen und der Erforschung des unerklärbaren Geheimnisses Schubert`scher Musik wird noch zu arbeiten sein – die besten Voraussetzungen sind gegeben.

Bilder: dpk/Archiv

 

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