Mmmh – einfach köstlich
SALZBURGER BACHGESELLSCHAFT
23/03/15 Bach hat Geburtstag – und die Bachgesellschaft lädt zum Fest in die Große Aula mit allem, was zu einem Feiern mit allen Sinnen dazu gehört: feinst musizierte Werke des Geburtstagskinds, eine launige Laudatio des Hausherrn Albert Hartinger, Kaffee in Form einer Kantate und statt Kuchen: Bachwürfel. Eine köstliche Zusammenstellung.
Von Christiane Keckeis
Und sehr frisch kommt der 330jährige alte Herr Bach daher, beschwingt, dynamisch und voller Leben. Das liegt an dem hervorragenden Barockorchester, das der Cembalist Florian Birsak zusammengestellt hat, am Instrumentalenselmble des Instituts für Alte Musik der Universität Mozarteum. Und das liegt nicht zuletzt an Florian Birsak selbst: Er ist einer, der für die Musik brennt, der Ideen hat und trotzdem dem Komponisten den Vorrang lässt.
Bachs Tripelkonzert a-Moll BWV 1044 für Violine, Flöte und Cembalo beginnt mit mitreißendem Drive, spritzig, luftig, der Erdenschwere fast völlig enthoben, dynamisch phrasiert, dabei dennoch durch das alte Instrumentarium sehr intim. Diese Intimität ermöglicht ein kostbares Adagio, das als inniges Dreiergespräch mit wechselnden Dialogen angelegt ist. Sensibel und stets aufeinander bezogen lassen Elisabeth Kohler (Violine), Marcello Gatti (Traversflöte) und Florian Birsak am Cembalo eine verzauberte Stimmung entstehen, die im dritten Satz in überschäumende Lebendigkeit mündet.
Durchsichtig wird jedem Instrument sein Auftritt gelassen, der Continuo swingt, das Cembalo fegt wie ein Wirbelwind durch die virtuosen Skalen und es sind die Bilder hinter der Musik spürbar. Das alles mit guter Intonation, steter Präsenz der Musizierenden, perfektem Miteinander – das Geburtstagskind hat wohl auf seiner Wolke eine rechte Freude daran.
Im übermütigen Hochzeitsquodlibet, das Bach in Jugendjahren für ein Familientreffen geschrieben hat, sind nun Sänger und Sängerin mit Continuo-Begleitung gebeten zum humoristischen Geburtstagsständchen. Maria Erlacher (Sopran), Bernhard Landauer (Altus), Virgil Hartinger (Tenor), Matthias Winckhler (Bass) bilden ein erlesenes Quartett mit Vergnügen an Gestaltung. Da wird parodiert (herrlich Tenor und Altus!) und mit den Klangfarben gespielt, schamlos übertrieben ganz im Stil der teilweise derb-komischen Sprache, kokettiert, ironisiert. Und bei alle dem deutlich artikuliert – auf dass sich das Publikum nur nicht fadisiere. Köstliche Unterhaltung, dem Anlass angemessen.
Dass Väter ihre liebe Not mit den eigenwilligen Töchtern haben, war Bach wohl nicht unbekannt. In seiner „Kaffeekantate“ BVW 221, komponiert für die geselligen Zusammenkünfte im legendären Cafe Zimmermann, thematisiert er die Erziehungsversuche des Herrn Schlendrian an seiner Tochter, der Jungfer Liesgen, deren Kaffeekonsum dem polternden Vater manche Sorgen machen. Das reizt zur szenischen Umsetzung – und mit einfachen Mitteln gerät diese sehr vergnüglich. Virgil Hartinger mit herrlich komischen Talent buhlt als Ober mit Schürze und Kaffeekanne um die Gunst des flatterhaften Liesgen, rollt eifersüchtig die Augen, wenn sie mit anderen Kaffeehausgästen (in stummen Rollen: Bernd Landauer, Marcello Gatti) oder gar mit dem Primgeiger flirtet und verzweifelt ob des Vaters stummer Frage, ob denn genügend Geld da sein, um das Mädel dann zu ehelichen.
Matthias Winckhler erscheint kurzerhand mit Kissen ausgestopft, um dem Vater etwas mehr Gewicht zu geben, was angesichts seines sonoren kultivierten Basses gar nicht so notwendig wäre. Und zwischen allen Männern agiert Maria Erlacher als kokettes Liesgen, das alle weiblichen Tricks drauf hat, um mit scheinbarer Nachgiebigkeit schließlich doch seinen Willen durchzusetzen.
Ohne Kaffee geht es halt nicht. Und dafür zickt, flirrt, meckert sie, um schließlich mit scheinbarem Balsam die Stimme fließen zu lassen. Sängerisch ist das alles sehr erlesen, das Barockorchester sorgt für schwingende Begleitung, die Singenden werden wunderbar getragen. Sehr sensibel dialogisiert die Traversflöte mit dem Sopran und das Continuo spricht manches Mal ganz beredt und aufschlussreich mit.
Das Publikum lässt sich von der Heiterkeit auf der Bühne gerne anstecken und spendet begeisterten Beifall, der mit einer Zugabe belohnt wird. Mit der Sinfonia für Flöte und Orchester beweisen das Barockorchester und Solist Marcello Gatti noch einmal, wie jung das Geburtstagskind Bach eigentlich ist, wie lebendig, wie abwechslungsreich und wie genial.
Wie köstlich mit der Bachgesellschaft Geburtstag zu feiern!