Contrapunkt statt Tran und Möwen
PHILHARMONIE SALZBURG / ELISABETH FUCHS / STEFAN ARNOLD
19/03/15 „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Musik gewordene Reise-Eindrücke aus Schottland und Italien standen auf dem Programm im Abo-Konzert der Philharmonie Salzburg: Die „Italienische“ und „Die Hebriden“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Zwischen Ouvertüre und Symphonie spielte Stefan Arnold Mozart.
Von Horst Reischenböck
Wildes Meer und archaische Landschaften Schottlands, dazu die literarischen Eindrücke von der Dichtung des „Ossian“: All das vereinigte Felix Mendelssohn Bartholdy in der Konzertouvertüre „Die Hebriden“ op. 26. Ein Genre, das er selber erfunden hat, allerdings nicht ohne Mühen, wie er selbst bekannte: „Der Mittelsatz in forte D-Dur ist sehr dumm, und die so genannte Durchführung schmeckt mehr nach Contrapunkt als nach Tran und Möwen …“
Nichtsdestoweniger gerieten ihm die „Hebriden“ zum Meisterwerk einer Tondichtung, die sowohl Richard Wagner wie Johannes Brahms in Bann geschlagen hat. Zündender Auftakt war das Werk auch für die Philharmonie Salzburg, die sich aus den eröffnenden Allegro moderato-Wellen mehr und mehr in Bläserklänge ritterlicher Romantik hineinsteigerte, um dann wieder elegisch zu verdämmern.
Wolfgang Amadé Mozart ist gezählte 3720 (!) Tage auf Reisen unterwegs gewesen. Das Klavierkonzert Es-Dur KV 449 sei ein „Concert von ganz besonderer art, und mehr für ein kleines als grosses Orchester geschrieben, das auch noch „à quattro ohne Blasinstrumente gemacht werden kann“, schreibt Mozart. Die Philharmonie Salzburg hat freilich auf Oboen und Hörner „ad libitum“ nicht verzichtet, so wenig sie auch beizutragen hatten.
Dafür waren vom Beginn des wiegenden 3/4-Takts an die Streicher gefordert, um den solistischen Eintritt des Pianisten Stefan Arnold in den Kopfsatz vorzubereiten. Beherzt ließ dieser sich auf zugleich kammermusikalischen wie heroischen Dialog mit der Dirigentin Elisabeth Fuchs ein. Stefan Arnold zauberte ohne Aufhebens die Trillerketten und Mozarts Kadenz aus dem Steinway, versenkte sich in die Gesangsszene des Andantinos und wirbelte bis zur eigenen Kadenz durch den Kontrapunkt des Buffo-Finales.
Waren für Mozart noch die Sitze „hart wie stein“, so konnte Mendelssohn fünfzig Jahre später schon in einer wesentlich besser gefederten Kutsche nach Italien reisen. Mit dem kompositorischen Ergebnis – der „Italienischen“ Sinfonie A-Dur op. 90 - war er nicht glücklich: Sie wurde erst nach seinem Tod unter der irreführend hohen Nummer veröffentlicht. Kaum zu glauben ob des Feuerwerks aus Pizzikati, dramatischen Wiederholungen in den Bläsern und pulsierenden Geigenfiguren, das Elisabeth Fuchs und ihr Orchester darin zündeten, um sich nach dem Allegro vivace hingebungsvoll in einer melancholischen dahin schreitenden italienischen Prozession einzureihen.
Der Erinnerung an seine Heimat erlag Mendelssohn dann im Trio mit den im Großen Saal des Mozarteums prachtvoll intonierten Hornklängen. Aus Rom hatte er geschrieben: „Die italienische will und muß ich mir aufsparen, bis ich Neapel gesehen habe, denn das muß mitspielen.“ Der grandiose Saltarello – ein idealer Rausschmeißer zum Schluss.