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Meisterhaftes Barockhandwerk

BACHGESELLSCHAFT / PIETER WISPELWEY

02/03/15 Als einer der ersten Cello-Virtuosen seiner Generation hat er sich der historischen Aufführungspraxis zugewandt: Wenn ein Pieter Wispelwey die Bachschen Cello-Solosuiten interpretiert, kann man technische Meisterschaft und einen persönlichen Interpretationsansatz erwarten. Das Publikum der Bachgesellschaft war begeistert.

Von Sascha-Alexander Todtner

Pieter Wispelwey spielt die Cello-Solosuiten technisch brillant – und es liegt durchaus nahe, wie er die Interpretation von Bachs Werken sehr handwerklich anzugehen. Musik wurde im Barock ja eher als Handwerk betrachtet und nicht so sehr als ein emotionales Talent.

Die Herangehensweise von Wispelwey wirkt sehr routiniert, fast schon zu routiniert und perfekt: Vielleicht gerade wegen der spieltechnischen Genauigkeit und der wissenschaftlich fundierten historischen Interpretationsweise geht das Emotionale in Bachs Kompositionen etwas verloren. Pieter Wispelwey wirkt ein wenig wie ein Literaturprofessor, der Lyrik vorträgt. Die subtilen Reize der Cello-Suiten bleiben sehr subtil, dringen selbst in der Sarabande nur selten an die Oberfläche. Ja - manchmal vermisst man konkret das Malerische und Warme in Bachs Musik.

Auf dem Programm standen am Samstag (28.2) im Solitär drei der sechs Solo-Suiten. Neben der Suite Nr. 1 G-Dur BWV 1007 und der Suite Nr. 3 C-Dur BWV 1009 auch die letzte Suite Nr. 6 D-Dur BWV 1012. Die Cello-Solosuiten von J. S. Bach gelten als Weiterentwicklung und Krönung der Behandlung des Cellos als Solo-Instrument – sowohl in einer geistigen als auch künstlerischen Weise. Generationen von Cellisten interpretieren diese Stücke immer wieder und versuchen ihre eigene Zugänge zu finden. Pieter Wispelwey hat zur Erschließung der Werke im Laufe seiner Karriere Wesentliches beigetragen.

Denn nicht zu kritisieren ist bei aller emotionalen Zurückhaltung die Spielfreude Wispelweys und seine Kenntnis der Barock-Musik, die er an diesem Abend im Solitär einmal mehr offenbart hat. Auf einem Barockcello von Rombouts verblüfft seine Interpretation vor allem durch die Nutzung des tieferen Köthener Stimmtons von nur 392 Herz, welchen er auch auf der Gesamteinspielung der Solo-Suiten von Bach verwendet. Natürlich ermöglicht diese historische Herangehensweise eine neue und unverbrauchte Sicht auf Bachs Cello-Solosuiten, die modern und ungewohnt ist und vielleicht dadurch auch etwas kalt wirken kann.

Das Konzert im Solitär endete im tosenden Applaus eines begeisterten Publikums und Wispelwey erfreute mit zwei weiteren Sätzen aus den an diesem Abend nicht aufgeführten Cello-Solosuiten.

Bild: pieterwispelwey.com/Benjamin-Ealovega

 

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