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„Licht, Ruhe und Genuss“

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / FRANZÖSISCHER LIEDERABEND

21/01/15 „Luxe, calme, et volupté“ – so der Titel eines durch und durch französischen Liederabends der Klasse von Thérèse Lindquist. Das musikalische Licht leuchtete hell, innere Ruhe breitete sich aus und der Genuss stellte sich ein.

Von Gottfried Franz Kasparek

Es soll hier nicht auf die spezifischen Fähigkeiten der Studierenden eingegangen werden. Halten wir fest, dass die Sängerinnen Johanna Capelari, Elise van Es, Elisabeth Gellner, Julia Kosegarten, Verena Apfelböck, Julia Leckner und Paulina Steinmeyer sowie die Sänger Koshiro Usui, Alexander Hüttner und Aron Cortes allesamt eine hohe Stufe ihrer Ausbildung erreicht, sich intensiv und fruchtbringend mit französischer Sprache und Musik beschäftigt haben und in der Lage sind, die zauberhaften „Mélodies“ entsprechend und ansprechend zu interpretieren.

Wobei auffiel, dass eigene Persönlichkeit mitunter wieder im Vordergrund stehen darf, nicht bloß technische Perfektion. Da es im Programmheft keine Übersetzungen gab, widmeten sich Johanna Capelari und Alexander Hüttner am Dienstag (10.1.) im Solitär noch dazu mit Können und Sprachgefühl den Inhalten der Gesänge auf Texte Victor Hugos und Charles Baudelaires. Das Französische steuerte die in Salzburg lebende Psychologin Laurence Hardy bei, nicht nur was den Charme und Esprit ihrer Muttersprache betraf, sondern auch mit erhellenden, fundierten, in elegantem Deutsch vorgetragenen Einführungen in Werk und Welt der Dichter.

Victor Hugo ist hierzulande vor allem als Romancier und mit dem unverwüstlichen „Glöckner von Notre Dame“ ein Begriff, war aber zeitlebens ein scharfer, sozialkritischer Geist und ein phantasievoller Lyriker, ohne den die nachfolgende Generation der „Väter der Moderne“ Baudelaire, Rimbaud und Verlaine gar nicht denkbar wäre. Seine schönen, noch der großen Romantik verhafteten, aber zu ungewöhnlichen Bildern findenden Verse inspirierten alle Großen der Musik in Frankreich zu unterschiedlichsten Vertonungen.

Die feine Liedkunst eines Gabriel Fauré, die pointierte Klassizität eines Camille Saint-Saëns, die zwischen Opernarie und Operetten-Couplet pendelnden dramatischen Attitüden Édouard Lalos, Charles Gounods und Reynaldo Hahns erfreuten ebenso wie eine schmissige „Carmen“-Vorstudie Georges Bizets oder eine gefühlvolle Petitesse des „Gastarbeiters“ Franz Liszt. Dass auch Richard Wagner ein paar Lieder in französischer Sprache vertont hat, mag manche Leute überraschen; leider fiel das diesmal gewählte Beispiel einer Erkrankung zum Opfer.

Im zweiten Teil des pausenlosen, aber in gut eineinhalb Stunden nie langweiligen Konzerts stand die immer noch experimentell wirkende Poesie Baudelaires im Zentrum. Aus den faszinierenden „Blumen des Bösen“ erklang ein stimmiges, vor allem impressionistisch duftiges Klangbukett. Wann hört man hierzulande schon Lieder von Joseph-Marie Déodat de Séverac, André Caplet oder Vincent d’Indy? Veristischer klingt ein Lied des „Louise“-Komponisten Gustave Charpentier. Das atmosphärische Finale galt natürlich Claude Debussy, aber auch dem in unseren Breitengraden unterschätzten Klangmagier Henri Duparc. Es ist ja das Schöne solcher „Klassenabende“, dass dabei ein wertvolles Repertoire gepflegt wird, welches in der oft erschreckenden Bequemlichkeit der Publikumserwartungen und der wenig kreativen Veranstaltungsroutine des Konzertbetriebs leider unterzugehen droht.

Nicht zu vergessen ist die Riege der liebevoll und akzentreich begleitenden Pianistinnen und Pianisten: Emese Badi, Klaus Eibensteiner, Tullio Garhari, Henry Seaman und Ching-Min Wang, die im Finale mit Duparcs perlenden Klängen besonders bezauberte. Herzlicher Applaus für alle Beteiligten.

Bild: www.uni-mozarteum.at

 

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