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Ein Fest der Streicher

KLANGREISEN / CAMERATA DE LAUSANNE

28/10/14 Ein vielversprechender Auftakt zum bereits dritten Jahrgang des von Lukas Hagen initiierten Zyklus „Klangreisen“ im Solitär der Universität Mozarteum: Mit Pierre Amoyal, seit dem Vorjahr hier in Salzburg Professor für Violine, präsentierte sich Freitag die von ihm gegründete Camerata de Lausanne.

Von Horst Reischenböck

In Bern, der Hauptstadt der Schweiz, gibt es seit 1963 eine Camerata. Allerdings ein aus Berufsmusikern bestehendes Kammerorchester. Im französischen Teil hingegen – und, interessanterweise nicht in Genf, sondern Lausanne – hat sich der renommierte Geigenvirtuose Pierre Amoyal die einstige Idee von Bernhard Paumgartner angeeignet, indem er begabte Konservatoriums-Studenten auswählte, um mit ihnen im gleichen Sinn zu musizieren. Längst international erfolgreich auf Tourneen, gab das volle Dutzend Streicher nun auch seine erste Visitenkarte in Salzburg ab.

Gleich mit einer Rarität zu Beginn, die hier noch nie gehört wurde: dem Concerto per archi von Nino Rota, den man gemeinhin nur als Schöpfer beeindruckender Soundtracks im Gedächtnis hat. Klangkulissen für Filme seiner Landsleute Fellini, Visconti und Zeffirelli, aber auch Francis Ford Coppola. Dass man den Italiener nicht als Komponisten beispielsweise von Klavierkonzerten (für die sich immerhin sein Schüler Riccardo Muti stark macht) allgemein kennt und schätzt, mag an seiner ihm eigenen, nie aufgegebene Affinität zur Melodik liegen. Nicht anders ist es in den für Ausführende wie Hörer gleichermaßen dankbaren vier Sätzen des Konzerts für Streicher. Dabei gibt es durchaus Phasen, in denen Floskeln, die einem bekannt vorkommen mögen, ins Abseits auslaufen – also absolut passendes tönendes Futter für musizierende Jugend, um engagiert auf sich aufmerksam zu machen. Die Schweizer Gäste nutzten die Möglichkeiten weidlich.

Mit dem Doppelkonzert für zwei Violinen d-Moll BWV 1043 von Johann Sebastian Bach ließen sie sich auf Vergleichsmöglichkeiten ein. Durchaus nicht zum Nachteil: frisch, belebend bewegt warfen einander Amoyal und sein Nachbar von den Ersten Geigen, Andrey Baranov, in permanenter Gegenrede oder kanonischem Nacheinander die Themen in den bewegten Ecksätzen zu und verschmolzen zu einem Herz und einer Seele in der Kantilene des ebenfalls durchaus flüssig genommenen Largos inmitten. Als Zugabe im selben Geiste wurde nach der Pause noch das berühmte Air aus der 3. Orchestersuite nachgereicht.

Groß auftrumpfend eines der berühmtesten, gleichwohl gar nicht so oft gebotenen Werke romantischer Literatur, Pjotr Iljitsch Tschaikowskis jubelnden Applaus förmlich provozierende, reißerische Streicherserenade in C-Dur op. 48. Die wurde so kraftvoll im Unisono angegangen, dass einem der beiden Bratscher dann im weiteren Verlauf des Kopfsatzes sogar eine Saite den Dienst versagte. Die gerissene Saite wurde rasch repariert, weil der nachfolgende zarte Walzer diese nachdrücklich mitgestaltende Stimme fordert. Pierre Amoyal bereitete als Primus inter pares des halben Dutzends Violinen dann in der Elegie den Gegenpart zu den drei Celli und zündete endlich mit dieser auf ihn eingeschworenen Camerata (deren Kontrabassistin ihr Instrument von der Handhaltung übrigens wie ein Cello streicht) ein brillant funkelndes Feuerwerk.

Bild: Christian Schneider

 

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