Let's swing again, Adi!
OVAL / PHILHARMONIKER-SESSION
06/08/14 Auch was den Jazz betrifft, hält die Achse Wien-Salzburg dank Urgestein Adi Jüstel nach wie vor perfekt. Das bewies wieder einmal am Dienstag (5.8.) die rundum begeisternde sechste Auflage der von ihm initiierten Jam-Session mit Mitgliedern Wiener Orchester.
Von Horst Reischenböck
Die fast schon eingeschworene Fangemeinde füllte auch diesmal das Oval randvoll. Und es waren nicht bloß Gleichaltrige, die dem mittlerweile 74 Jahre gewordenen Salzburger Reverenz erwiesen. Adi Jüstel hält die Tradition am Köcheln und ist der lebende Beweis dafür, dass und wie Jazz jung hält.
Vorab, zur rechten Einstimmung mit George Shearings „Lullaby of Birdland“, gesellte sich der virtuose Wiener Symphoniker Flip Philipp am Vibraphon dazu, dahinter wieder einmal der gerne gesehene Peppe Pilotto mit seinen Läufen am Bass und, als Newcomer im Team, Drummer Klemens Markl, der im Laufe des Abends durchaus Eigenes beisteuerte. Vielleicht auch für die Mitstreiter Ungewohntes.
Es ist ja ein weitgehend ungeprobtes Spiel unter Freuden, eben in bester Session-Tradition. Sie hat zur Voraussetzung, dass sich alle Beteiligten blind aufeinander verlassen können – vor allem auf den ersten „Star“ des ganzen Aufgebots, Dietmar Küblböck aus den Reihen der Wiener Philharmoniker. Sein erster Einsatz waren „Autumn leaves“, mit dem von ihm praktizierten zweistimmigem Spiel. Als weitere Steigerung unmittelbar darauf kam die italienische Sängerin Francesca Hart (auch an der Gitarre). Auch sie ist in diesem Umkreis keine Unbekannte mehr. Ihre geläufige Improvisationskunst in „I can't give you anything but love“ wurde noch gesteigert im „All Blues“ von Altmeister Miles Davis, „Baby all the time“ und Eroll Garners „Misty“. Brillant ist ihr perfektes brasilianisches Portugiesisch, in Antonio Carlos Jobims „Corcovado“, „Wave“ und dem berühmtem „Girl from Ipanema“. Da hatb sie mit ihrer stupenden Trompeten-Imitation auch Küblböck staunen lassen.
Adi Jüstel fügte seine eigenen Veränderungen in gewohnter Weise wieder unaufdringlich in dieses Quintett ein. Er schüttelte mit „Georgia on my mind“ von Hoagy Carmichael auch vokal seinen persönlichen Trumpf aus dem Ärmel. Nach zwei randgefüllten Stunden läuteten dann zum Leidwesen aller Beteiligten und aller Zuhörer Duke Ellingtons „Caravan“ und der „Watermelon-man“ von Herbie Hancock die Endrunde ein.
Freude ob Jüstels Ankündigung, zumindest eine zehnte Folge anzupeilen. So ein Ereignis gehört fast logischerweise dokumentiert. Die DVD-Aufzeichnung dieses Abends soll im kommenden Jahr vorliegen. Also – bis zum nächsten Mal, in alter, neuer Frische!