Magiertreffen
JAZZIT/KÖHLMEIER/STOJKA
15/03/10 Ganz ohne Zauberstäbe kamen die beiden Magier aus – es reichten Sprache und Musik – und natürlich diese besondere Art, die den beiden Künstlern eigen ist: Michael Köhlmeier und Harri Stojka bannten das Publikum mit Roma-Märchen und Musik. Crossover vom Feinsten mit Hypnoseeffekt.
Von Christiane Keckeis
Köhlmeiers Erzählkunst ist sagenhaft: Schon mit dem ersten tiefen Seufzer ins Mikrophon hat er die komplette Aufmerksamkeit seiner Zuhörerschar, die gepilgert ist, um ihn zu hören, ihn den großen Meister des Erzählens mit Kultstatus. Unmanieriert und doch mit dramatischenm Effekt „entflechtet“ und „verflechtet“ er die Stränge der hintergründigen, augenzwinkernden und doch so ernsthaften Romamärchen. Geschichten über Generationen, ganze Stammbäume entwirrt er und macht sie verstehbar, durchsichtig, ohne ihnen das Mythische, Geheimnisvolle zu nehmen. Michael Köhlmeier versteht es, Spannung zu halten, ohne dramatisch zu werden, den Bezug zum Heute herzustellen und doch die Zeitlosigkeit zu erspüren. Faszinierend.
Und dem Publikum bleibt keine Wahl: es muss dem Erzähler zuhören, mitschmunzeln, gelegentlich nachdenklich nicken, den Atem anhalten - mitleben. So auch am Sonntag (14.3.) im ausverkauften Jazzit und wie auch bei Harri Stojka, dem Zauberer an der Gitarre.
Wenn auch der Bezug der Musik zum Erzählten dramaturgisch nicht ganz so eindeutig war wie im Programm angekündigt, blieb der Wiener Jazzmusiker dem Publikum nichts schuldig: nicht die virtuosen Tonleiterskalen quer durch alle Harmonien, nicht die mit Augen unverfolgbar schnellen Finger, die über die Saiten schnellen, nicht die Leidenschaft, die Direktheit, die Show und auch nicht den Schmäh – alles da. Und das Publikum genießt und staunt.
Claudius Jelinek, sein Partner an der zweiten Gitarre, gibt dem Meister die zuverlässige Basis, Mosa Sicic ergänzt das sich blind vertrauende Duo mit der Violine – dass die drei nicht allzu oft miteinander spielen, ist spürbar, leider. Vielleicht der einzige kleine Gegenzauber, der den Bann gelegentlich aufhebt.
Wenn aber Sicic und Stojka mit Balkanjazz overcrossen, sind die kleinen Unstimmigkeiten schnell wieder vergessen- und Verzückung und Hüftzuckungen breiten sich (vor allem in weiblichen Gefilden) wieder aus. Und so kam - wie es an verzauberten Abenden immer - das Ende viel zu bald.