Nahe der Piste und doch mitten in Paris
SNOW JAZZ GASTEIN / "I LOVE PARIS"
07/03/10 Mit dem Festival "Snow Jazz Gastein" - heuer von 12. bis 21. März - habe er einen Ort der Begegnung zwischen Einheimischen, Touristen und Künstlern schaffen wollen, erklärt der künstlerische Leiter Sepp Grabmaier vom "Sägewerk". Ein tatsächlich komminikatives Treffen: "Es kommt vor, dass das nahe 'Kristallstüberl' zum dritten Set eines Konzerts wird!"
Von Reinhard Kriechbaum
Der Andrang scheint enorm zu sein: "Wir können gerade noch sechs Festivalpässe, elf Weekend-Pässe und 15 Mini-Festivalpässe anbieten", so Sepp Grabmaier heute, Sonntag (7.3.) - also fünf Tage vor Festivalbeginn. "Der Reiz liegt in der persönlichen Atmosphäre", sagt Grabmaier, "in der Nähe von Publikum und Musikern". Da sei man "als Zuhörer nicht Zaungast, sondern mitten im Geschehen". Heuer heißt das: mitten in Paris.
Paris ist nämlich ist diesmal das Thema. Warum ausgerechnet die Seine-Metropole? Zu der Stadt habe er eine starke persönliche Beziehung, erklärt Grabmaier, aber es werde "ein bisserl ein sehnsüchtiger Blick" auf die dortige Jazz-Szene, eine "Erinnerung an eine Zeit, die vergangen ist": "Was bis in die neunziger Jahre hinein dort in den Cafés auf der Straße stattgefunden hat, ist jetzt eher in Clubs."
Aber es tummeln sich dort immer noch Musiker von internationaler Strahlkraft. Fünf Österreich-Premieren bei "Snow Jazz Gastein" versprechen entsprechend neue Perspektiven. Louis Sclavis & Vincent Courtois verbindet ein langes gemeinsames Musizieren in unzähligen Formationen, im Duo (Klarinette/Cello) ist die Essenz dieser Zusammenarbeit wohl am deutlichsten - ein Kammermusik-Highlight also am Sonntag (14.3.) im Sägewerk.
Eröffnet wird Snow Jazz Gastein am kommenden Freitag (12.3.) im Casino Bad Gastein von den fünfzehn Musikern von "Les Lapins Superstar" unter der Leitung von Benjamin Hautin. Einige Highlights des Festivals, das bis 21. März dauert: Der Akkordeonist Jean Francois Baez ist mit seinem Trio am Samstag (13.3.) zu Gast. Dotschy Reinhardt ist die Urenkelin von Django Reinhardt, die Sängerin lässt mit ihrem Ensemble eine Musik zwischen Gipsy und Avantgarde hören. An anderen Abenden kann man den famosen Oboisten Jean Luc Fillon hören, das „Manouche-Saiten-Quartett“ (Les doigts de l´homme), den Gitarristen Noel Akchoté und das chillig-entspannte Balaphon- und Vibraphonspiel von Lansiné Kouyaté und David Neerman. Den „Amerikaner in Paris“ spielt der Pianist Jacky Terrasson im Duo mit Michel Portal. In letzter Minute ist (anstatt Pierre Charial und Michael Riessler) das Valèrie Louri Sextett ins Programm gekommen.
Im Rahmenprogramm laden tagsüber bei freiem Eintritt, Swing-, Tango und Brassbands zu Meetings in ausgesuchten Skihütten und nach dem Pistenvergnügen zum jazzigen Einkehrschwung. Dancefloorjazz als After-Show-Party und ein üppiger Jazzbrunch mit Harri „Tribute to Swing“ runden den Jazzreigen ab.
Für den Tourismus ist "Snow Jazz Gastein" eine Sache auf der Haben-Seite. 1000 bis 1300 Nächtigungen gehen laut Gästebefragungen auf das Konto des kleinen, feinen Jazz-Festivals. Das heißt bei Tagesausgaben von durchschnittlich 100 Euro, dass man das Budget (rund 110.000) fürs Festival voll einspielt. Und dem Tourismuschef im Gasteinertal, Martin Zeppezauer, geht es bei Snow Jazz Gastein ja sowieso vor allem um den Image-Gewinn. Ein Großteil der Festivalbesucher, so plaudert er aus der Schule, reise eben wegen des Jazz an. Man gewinnt also tatsächlich neue Besucher fürs Gasteinertal.