Lauter seltene Kostbarkeiten
MATTSEER DIABELLISOMMER 2012
13/03/12 „Wir haben uns in Mattsee von Anfang an wohl gefühlt. Der Diabellisommer ist für uns eine kleine Oase im Tournee- und Unterrichtsbetrieb und vermittelt ein richtiges Festival-Gefühl.“ So Lukas Hagen heute Dienstag (13.3.) bei der Programmpräsentation.
Von Heidemarie Klabacher
In Mattsee treten die Geschwister Hagen in unterschiedlichen Besetzungen auf, mit Werken, die nicht auf ihren üblichen Tourneeprogrammen stehen: „In Mattsee spielen wir ein Repertoire, das man sonst nicht macht. Mattsee ist der richtige Ort etwa für Dvoraks Streichquintett mit Kontrabass.“ Das Hagen Quartett spiele ja öfter in Quintettbesetzung, so Lukas Hagen, aber von internationalen Veranstaltern werde doch eher etwa das Schubert-Quintett oder Mozarts Klarinetten-Quintett nachgefragt. Für ihn jedenfalls sei Dvorak „der größte Melodiker überhaupt“ und sein Quintett „eine Herausforderung und eine schöne Bereicherung des Repertoires“: Mit Antonin Dvoraks Streichquintett Nr. 2 G-Dur op. 77 wird heuer am 31. Mai in der Stiftskirche der Diabellisommer eröffnet. Das zweite Werk des Eröffnungsabends ist das Streichsextett Nr. 2 G-Dur op. 36 von Johannes Brahms, dem Mentor Dvoraks.
Als „Das besondere Trio“ treten Veronika und Clemens Hagen zusammen mit Benjamin Schmid am 4. und 5. Juni auf: In der Stiftskirche spielen sie Bachs „Goldbergvariationen“ in einer Fassung für Streichtrio.
Die Geschwister Hagen und Benjamin Schmid gehören zur „Mattsee-Musikerfamilie“, wie etwa auch Sepp Radauer oder Alexander Hohental. Ebenfalls zu den Stammgästen zählt das „Wiener Streichquartett“. Gleich drei Generationen von Wiener Philharmonikern seien heuer in Mattsee vertreten, berichtet Gottfried Franz Kasparek, der künstlerische Leiter des Diabellisommers: Das Wiener Streichquartett wird am 13. August Werke „Aus Wien und Böhmen“ musizieren. „Das ist die älteste Generation.“ Am 16. August folgt das „Wiener Geigenquartett“, das ein Benefizkonzert für die Initiative „Little Flower“ spielen wird: „Schon um 18 Uhr, weil drei Stunden später spielen sie im Festspielkonzert in Salzburg“, erzählt Gottfried Franz Kasparek. Die jüngste Philharmonikergeneration tritt in Person von Albena Danailova auf, der ersten Frau am Konzermeisterpult der „Wiener“. Sie wird zusammen mit David Frühwirth am 30. August zum „Tanz mit zwei Geigen“ aufspielen.
Ein kleiner Schwerpunkt habe sich zum Thema „Portugal“ gebildet: „Saudade“ heißt das Konzert am 22. Juni. Das sei Portugiesisch und bedeute etwa „schöner melancholischer Lebensüberdruss, wohltuende Schwermut“, erklärt Friedl Kasparek. Unter diesem Motto erklingt neben Werken von Mozart und den beiden Haydn auch Musik von Sigismund Neukomm: Dieser Komponist hat um 1820 herum der Habsburgerkönigin in Brasilien geholfen, europäische Musikkultur zu etablieren. Die Autorin Gloria Kaiser wird aus ihrem Roman „Dona Leopoldina. Die Habsburgerin auf Brasiliens Thron“ lesen. Spielen wird die Academia Leopoldina, singen wird die junge Sopranistin Julia Schick. Dazu der Mattsee-Intendant: „Auch das hat Tradition: Junge Sopranistinnen aus Tirol in Mattsee, die dann Karriere machen – wie Sophie Mitterhuber.“ Und noch einmal Portugal: Die Mitglieder des „Sabía Quartetts“, ehemalige Mozarteums-Studenten, leben heute alle in Portugal. Sie spielen am 31. Juli „Weltmusik“ von Piazzolla bis Klezmer.
Ein weiterer kleiner Schwerpunkt gilt Michael Haydn, der seinen 275. Geburtstag feiert, dem "Meister in der Vorwegnahme von Mozart“. Das Schrattenbach-Requiem c-Moll MH 155 kennt man ja noch, es wird in der Stiftkirche Mattsee von Ensemble und Chor Anima e Passione und vom Orchester Musica Antiqua Salzburg zur Aufführung gebracht. Die Schauspielmusik zu Voltaires „Zaire“ ist dagegen weniger gängig: „Ich halte sie für Michael Haydns beste Symphonie, wahrscheinlich, weil es keine Symphonie ist“, so Gottfried Franz Kasparek.
Neben den namhaften Stammgästen gibt es in Mattsee auch immer Debüts von jungen und bereits etablierten Künstlern: Heuer erstmals zu Gast ist das Stadler Quartett, „dessen Primgeiger Frank Stadler schon längst zu Mattsee-Geigenfamiliee gehört“. Das Stadler Quartett ist vor allem für seine Interpretationen Zeitgenössischer Musik berühmt, spielt aber auch „klassische“ Werke. In Mattsee steht am 19. Juli neben Haydn und Beethoven die Uraufführung eines Streichquartetts von Shane Woodbourne (der schon mehrmals für den Diabellisommer komponiert hat) auf dem Programm.
2013 wir in Mattsee erstmals Musiktheater gemacht: Der Komponist Herbert Grassl hat den Auftrag bekommen, eine "Tassilo-Oper" zu schreiben. Dieses neue Werk in der Stiftskirche uraufgeführt werden.