Roter Faden Webern. Ansonsten: Jugend vor
35. ASPEKTE FESTIVAL
09/03/12 Mit einem engagierten Jubiläums-Programm mit insgesamt 19 Uraufführungen wird von 9. bis 13. Mai im Solitär der Uni Mozarteum das 35. Aspekte Festival über die Bühne gehen. Anton Webern wird im Zentrum stehen: mit seinem Werk, etwa von den 5. Sätzen für Streichquartett op. 5 bis zur Symphonie op. 21, vor allem aber als Inspirationsquelle für zeitgenössische Komponistinnen und Komponisten.
Von Heidemarie Klabacher
„Es soll keine Webern-Retrospektive werden“, sagte Ludwig Nussbichler, der künstlerische Leiter der Aspekte, heute Freitag (9.3.) bei der Programmpräsentation. "Inspiration Webern" ist das Motto: Neue Werke von insgesamt 19 Komponistinnen und Komponisten werden von 9. bis 13. Mai uraufgeführt werden. Der große Friedrich Cerha, der neben Webern als zweiter Komponist im Mittelpunkt stehen wird und von dem mehrere bekannte Werke erklingen werden, hat ein "Neues Werk" für das Zebra Trio geschrieben - und außerdem ein bislang unbekanntes Werk von Webern ausgegraben, das als Zugabe erklingen wird, berichtet Ludwig Nussbichler.
Zu den jüngsten Komponisten zählt der zwanzigjährige Jakob Gruchmann: Unter der Patenschaft von Gert Kühr entsteht sein neues Werk „Windwanderer“. Jakob Gruchmann, mit Siebzehn der erste Preisträger von „Jugend komponiert“, habe sich voller Begeisterung sofort den „ganzen Webern in Partitur und Ton“ zugelegt, erzählt Ludwig Nussbichler.
Der Aspekte-Leiter sieht denn auch in der Förderung von jungen Komponisten und Interpreten zeitgenössischer Musik eine wichtige Aufgabe. Die in der langen Aspekte-Geschichte junge Reihe „Aspekte Spielräume“ war zunächst ein Vermittlungsprogramm für Kinder und Jugendliche. Das sei nicht mehr notwendig, da sich auf dem Sektor der Musikvermittlung soviel getan habe, so Ludwig Nussbichler: „Die Stiftung Mozarteum etwa bietet kontinuierlich Vermittlungsprogramme an. Das können wir als Festival nicht leisten.“ Daher hätten sich die Aspekte entschieden, ihre „Spielräume“ jungen Komponisten und Interpreten zu öffnen. Zu den ganz jungen Komponisten zählen etwa auch Kuzma Bodrov und Jamilia Jazylbekova, deren neue Werke im Abschlusskonzert der Aspekte vom oenm unter der Leitung von Oswald Sallaberger uraufgeführt werden.
Aufsehen erregt habe es, dass bei den Aspekten 2012 die Preisträgerstücke des Österreich weiten Wettbewerbs „Jugend komponiert“ und eine Auswahl der insgesamt 15 Anwärter auf den „Aspekte Sonderpreis“ von Prima La Musica präsentiert werden: „Wir sind stolz darauf, dass wir das nach Salzburg holen konnten“, so Ludwig Nussbichler.
Ebenso wichtig, wie die Jugend ist ihm die „regionale Verwurzelung“ des Festivals: Im Konzert des Ensembles „Die Reihe“ werden die „Fünf Szenen für Kammerensemble“ von Klemens Vereno uraufgeführt, „einem Komponisten, der weit unter seinem Wert gehandelt wird“, wie Ludwig Nussbichler betont.
Neben Cerha und Webern wird ein Schwerpunkt dem „Wienerischen“ und der „Aura der Zweiten Wiener Schule“ gelten: Werke von Schönberg, Berg und Korngold fallen da hinein, aber eben auch die Kammermusik von Friedrich Cerha. Dazu gehört ein Abend mit Benjamin Schmid, Sebastian Gürtler, Bruno Weinmeister und Miklos Skuta unter dem Titel „Benjamin Schmid Projekt part 1“. Ein „Kreatives Spiel mit dem Wienerischen“ ist das „Benjamin Schmid Projekt part 2“ mit Improvisationen über das Wienerlied, bei denen auch Georg Breinschmid mitwirken wird.
In Kooperation mit der IG Komponisten kann das Konzert mit dem Ensemble Acrobat „Imagination Webern“ realisiert werden: Zwei Lieder von Webern op. 8 stehen einem neuen Lied von Gerhard Wimberger auf den selben Rilke-Text gegenüber. Die Wimberger Uraufführung wird der Bariton Wolfgang Holzmair interpretieren – der für diesen Auftritt eigens einen Tournee-Beginn verschoben habe, wie Ludwig Nussbichler berichtet. In Kooperation mit dem Landestheater findet die Premiere von Alban Bergs Oper „Wozzeck“ in der Regie von Amélie Niermeyer“ im Rahmen der Aspekte statt.
Finanziell geht es den Aspekten gut. Die Abhaltung alle zwei Jahre (abwechselnd mit der Salzburg Biennale) habe sich bewährt. Die Subventionen von Bund und Land (35.000 bzw. 56.000 Euro) seien gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben, was man als Wertschätzung des Programms betrachte, so die Aspekte-Geschäftsführerin Karin Flotzinger. Die Subvention der Stadt Salzburg sei sogar von 37.000 auf 46.000 Euro erhöht worden. Dennoch seien Konzerte wie der Auftritt des Trio Zebra ohne den Beitrag eines privaten Sponsors nicht realisierbar. Das Gesamtbudget beläuft sich auf 165.000 Euro. Namhafte Künstler würden aus Wertschätzung und Verbundenheit mit den Aspekten zu Gagen unterhalt ihres üblichen Marktwertes mitwirken.