Superrausch und Superlative
DELIRIUM
22/11/11 „Enthusiastisch spielende Orchester gibt es ja heute. Ein bisserl was muss man ja leisten, wenn man in der Szene drin bleiben will. Da haben wir schon einen kleinen Anteil.“ Gustav Kuhn hat es noch nie an Selbstbewusstsein gefehlt - und auch sein Anspruch ist kein kleiner: „Musik muss zur geistigen Bereicherung des Menschen beitragen.“ Zudem will man heuer dem "Rauschhaften" in der Musik nachspüren.
Von Heidemarie Klabacher
Darum also auch wieder „Delirium“ in Salzburg: vier Konzerte im Großen Saal des Mozarteums von 16. Dezember bis 18. Dezember. „Es geht nicht nur um Musik.“ In der Musik liege ein geistiges Potential, das drohe, verloren zu gehen, so Gustav Kuhn, der Leiter des in Kooperation mit den Tiroler Festspielen Erl veranstalteten „Deliriums“. Der Große Saal biete, so Kuhn, „eine besonders glückhafte Möglichkeit, eine Einheit zwischen Orchester, Solisten und Publikum zu bilden". Darum auch wieder die „Neunte“ Beethoven zum Abschluss: Dieses Werk sein ein großer Faktor in der Bildung dieser „Einheit“, das Werk - und Beethovens Schaffen überhaupt - konfrontiere mit den großen Fragen des Menschseins. Gustav Kuhn leitet Orchester und Chorakademie der Tiroler Festspiele Erl.
Die Sonntagsmatinee bestreitet wieder die Musicbanda Franui, heuer mit einem Schubertprogramm zusammen Sven-Eric Bechtolf. Der Schauspielchef der Salzburger Festspiele wird zusammen mit Franui ja auch im eigenen Schauspielprogramm auftreten: Im Sommer werden Mahler-Lieder, Brahms-Volkslieder und „Frische Ware“ gespielt, Bechtolf wird Kappacher und Horváth rezitieren.
Am Samstag des Deliriums (17.12.) treten nicht weniger als der „interessanteste Komponist überhaupt“ und der „beste Bassposaunist der Welt“ auf: Daniel Schnyder habe ein „virtuoses und effektvolles“ Konzert für Sopran- und Tenorsaxophon, Bassposaune und Orchester geschrieben, das in Italien - durch Gustav Kuhn und die Seinen - uraufgeführt wurde und nun beim Delirium seine Österreichische Erstaufführung erleben wird. An der Bassposaune wird man Dave Taylor hören, eine „Ikone der New Yorker Jazz Szene“. Danach wird Gustav Mahlers „Vierte“ erklingen, mit Anett Frisch als Sopransolistin. Auch sie, so Gustav Kuhn, eine Rekordhalterin, mit der „schnellsten Sopran-Karriere der letzten zwanzig Jahre“.
Das erste Deliriumskonzert (17.12.) wird wieder mit der Uraufführung eines Werks von Angelo di Montegral eröffnet. Dieser ist eine Art Alter Ego Gustav Kuhns in der Geisterwelt, und er habe heuer über "B.A.C.H. nachgedacht und mit Mahler 10 verquickt", so Kuhn.
Der Pianist Peter Lang, mit dem er seit 45 Jahren verbunden sei, wird Mozarts Klavierkonzert C-Dur KV 503 spielen: „Ein Werk, dass die Pianisten meiden, wie die Pest, weil es nicht brillant virtuos ist“, so Gustav Kuhn. Das richtige Stück für Peter Lang, „heute ein musikalischer Philosoph am Klavier“. Nach Tschaikowskis „Sechster“ und „Fünfter“ in den vergangenen Jahren, sei es logisch, heuer die „Vierte“ zu spielen.